29. Mai 2013

WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Es wird Zeit für Arbeitsmodell 2.0

Der "Nine-to-five-Worker" ist in den meisten Berufsfeldern nicht mehr vorhanden

Wien (OTS) - Der jüngste von der Arbeiterkammer publizierte Arbeitsklimaindex spricht Bände. Die Beschäftigten beklagen steigende Wochenendarbeit, Überstunden, mangelnde freie Zeiteinteilung und nur etwa die Hälfte der Befragten ist mit dem Führungsstil des Chefs zufrieden. Zudem sind die Österreicher recht pessimistisch in Bezug auf die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. All das sind klare Symptome einer chronischen Erkrankung, an der die Arbeitswelt laboriert. Ihr Problem ist, sie arbeitet noch im Modus 1.0. Die Wirtschaftswelt braucht aber längst Modell 2.0. Ein Arbeitsplatz ist schon lange kein Platz mehr. Die Arbeit hat die räumlichen Grenzen verlassen und die zeitlichen gleich mit. Der "Nine-to-five-Worker" ist in den meisten Berufsfeldern nicht mehr vorhanden. Die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen basieren aber genau auf diesen alten Strukturen. Damit kommen sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten immer weniger klar.


Die globale Vernetztheit, internationale Konkurrenz durch Billiglohnländer und eine 24/7-Gesellschaft, die rund um die Uhr konsumiert und serviciert werden will, erfordert ein radikales Umdenken. Andere Durchrechnungszeiträume, wie etwa ein Jahresarbeitszeitmodell, wären ein Denkansatz. Denn je teurer die Arbeit wird, desto mehr ist es Aufgabe des Arbeitszeitmanagements, personellen Leerlauf zu vermeiden. Die Ressource Arbeit ist möglichst gut zu nutzen. In einem System mit starren Arbeitszeiten kann man schwankenden Kapazitätsanforderungen jedoch nur schwer folgen. Doch nicht nur die Arbeitgeber wollen Flexibilität, auch die Arbeitnehmer wollen mehr Gestaltungsfreiheit. Freizeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Auszeiten für Bildung sind nur ein paar Schlagwörter zu diesem Thema. Allein schon durch die Generation Y wird eine Veränderung kommen müssen.

Für sie sind der Sinn und der Spaß an der Arbeit ebenso von Bedeutung wie Freizeit. Sie stellen Anforderungen an die Unternehmen, und wenn ihnen ihr Job nicht passt, ziehen sie weiter. Es ist also höchste Zeit, sich dem Thema zu stellen. Die Gewerkschaften müssen sich von den Glaubenssätzen der 1970er-Jahre befreien und sich bewegen. Aber auch die Unternehmen müssen sich überlegen, was sie ihren Mitarbeitern anbieten können, denn nur Kosteneinsparungen sind auch kein Modell 2.0.

Aussender: WirtschaftsBlatt via APA OTS, Autor des Textes: Eva Komarek 

 

2 Kommentare:

  1. Für das Modell 2.0 gibt auch einen Namen - nicht von mir sondern von Frithjof Bergmann!
    New Work!
    http://de.wikipedia.org/wiki/New_Work

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