Die Diskussion um die Rechte Homosexueller hat eine große und weithin
unterschätzte Bedeutung für die Lebenspraxis vieler Menschen. Als
Kampfthematik und Herzensanliegen wird sie aufgrund ihrer emotionalen
Tragweite von unterschiedlichen Kräften politisch instrumentalisiert.
Konkret geht es zumeist um die Einführung einer gleichgeschlechtlichen
Ehe und die allgemeine Möglichkeit der Adoption für homosexuelle
Partner. Im folgenden Text werde ich mich nicht nur mit der
Argumentation der einzigen Position beschäftigen, die ein vernünftiger
Mensch meines Erachtens zu diesen Fragen beziehen kann, sondern auch mit
den Kommunikationsschwierigkeiten, die zwischen den Vertretern der
unterschiedlichen Ansichten bestehen.
Nach ausgiebiger Recherche, Reflexion und Beschäftigung mit den
moralischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, die die juristische
Legitimierung homosexueller Lebensweisen peripherieren, habe ich eine in
kontroversen Angelegenheiten ganz und gar unübliche Konsequenz ziehen
können. Demnach gibt es keine einzige vernünftige Begründung dafür, die
Rechte homosexueller Menschen in den genannten Bereichen auf irgendeine
Weise einzuschränken. Was von den zumeist konservativen Gegnern in die
Debatte geführt wird, ist eine Ansammlung von Lobeshymnen und
Hochgesängen auf ihre unhinterfragten und gleichsam romantischen wie
ignoranten Vorstellungen von Normalität, die sie durch die Berufung auf
religiöse Autoritäten oder traditionelle Konzepte rechtfertigen. Dabei
formulieren sie kein einziges Argument von objektiver ethischer
Relevanz, das ihre Intoleranz Schwulen und Lesben gegenüber auf eine
vernünftige Basis stellt. Es gelingt ihnen nichts, das nicht bloß ein
Ausdruck oder eine Umformulierung von “Das missfällt uns.” ist.
Für mich waren die vergangenen Proteste in Frankreich nach der dortigen
Einführung der Homosexuellenehe ein purer Inbegriff des ideologischen
Wahnsinns, eine geballte Faust der Unvernunft, die auf das persönliche
Glück zahlloser Liebender einschlug und nicht anständig erklären konnte,
warum. Man bekommt seither in dieser Beziehung etwa oft zu hören, dass
die Ehe verfassungsmäßig als Verbindung von Mann und Frau definiert sei,
dass dieses oder jenes in der Bibel stünde und dass ein Kind nunmal von
Mann und Frau erzeugt wird. Es erscheint mir so, als würden viele
Gegner der Liberalisierung ihre moralischen Schlussfolgerungen aus
diesen überaus trivialen Tatsachen ziehen und sich anschließend wundern,
warum man so stupide ist und ihrer doch so simplen Überlegung nicht
folgen will.
Tatsächlich bedarf es auch keinem schwierigen Gedankengang, um
entsprechende Gesetzeserlässe als richtige und wegweisende Entscheidung
zu erkennen. Man muss lediglich akzeptieren, dass “Wem nützt und wem schadet es?”
die salopp formulierte, aber schlichtweg einzige relevante Frage ist,
und nicht etwa die, ob die eigenen Vorstellungen von Romantik oder die
eines gottgefälligen Familienbildes gewahrt bleiben. Nun gibt es aber
keinen Anlass anzunehmen, dass eine gesellschaftliche Anerkennung von
Partnerschaften der Minderheit homosexueller Menschen die
Heterosexualität in irgendeiner Form tangieren oder gar verdrängen
würde. Es entsteht hier also kein Schaden, während vielen Menschen eine
große Freude durch öffentlich zelebrierte Toleranz und Akzeptanz
bereitet wird. Gleichwohl muss erklärt werden, weshalb es für ein Kind
schädlich sein soll, wenn beide Erziehungspersonen dasselbe Geschlecht
haben.
Auch hier ist mir noch nichts Vernünftiges zu Ohren gekommen.
Hingegen gibt es derart zahlreiche und allseits bekannte Argumente gegen
diese Auffassung, dass ich mich mit dieser Sache gar nicht mehr länger
aufhalten möchte. Oft ist es aber sogar für einen Außenstehenden wie
mich unglaublich traurig mitanzusehen, aus welchen Gründen gegen das
potentielle Glück anderer gekämpft wird, gleichermaßen gegen das der
lesbischen und schwulen Paare wie gegen das der Waisenkinder.
“Und gerade diese Leute sind es, für die das Normale das Eigene
und das Eigene das Normale bedeutet, für die es allein das Maß aller
Dinge ist, die Ekel beim Anblick jeder Absonderlichkeit empfinden und
die in den engen Grenzen ihrer einfachen Gedankenwelt und Gewohnheit
leben, weil sie nichts davon verstehen und nichts davon verstehen
wollen, was in fremden Köpfen und in fremden Herzen vor sich geht.”
Das habe ich vor längerer Zeit in “Zur Homosexualität”
geschrieben, in dem ich mich mit einigen wesentlichen Punkten dieser
Thematik auf nähere oder andere Weise auseinandergesetzt habe. Damit
möchte ich auch diesen Artikel enden lassen. Ein Negativbeispiel der
letzten Tage ist der BZÖ-Politiker Martin Stiglmayr, dessen Rede zum
Thema hier abrufbar ist. Auch
wenn es sich um ein unbedeutendes Mitglied einer unbedeutenden Partei
handelt, hätte ich mir im Angesicht der dramatischen Äußerungen doch
einen größeren öffentlichen Aufschrei erwartet.
Autor
Markus Hittmeier verfasst unterschiedliche, hervorragende Texte - von Kurzgeschichten über politische Statements bis hin zum Buch. Vielen Dank für die Zusammenarbeit!
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