5. Mai 2013

Der bittere Abgang einer Landeshauptfrau

Bildquelle: spoe.at
Linz (OTS) - Gestern Nachmittag, als sich das Ausmaß der Katastrophe für die Salzburger SPÖ bereits abzeichnete, zog sich Landeshauptfrau Gabi Burgstaller in der roten Parteizentrale in eine Ruhezone zurück. Sie musste Kraft sammeln für das, was am Abend auf sie zukam. Die Kameras, die Scheinwerfer, die Fragen nach dem Warum, die Fragen nach den Konsequenzen - für Wahlverlierer ist dieses Programm ein Spießrutenlauf. Für Gabi Burgstaller war diese Erfahrung neu.


Die gebürtige Oberösterreicherin kannte an solchen Tagen bisher nur die Sonnenseite. 2004 eroberte sie - erstmals in der Geschichte der SPÖ - den Landeshauptmann-Sessel in Salzburg. Sie verkörperte das Bild eines neuen Politikertypus: frisch, gefühlig, kein Apparatschik, keine Parteisoldatin. Sogar als künftige Bundeskanzlerin wurde sie zeitweise gehandelt. Ihre Popularität reichte 2009 aus, um den ersten Platz in Salzburg zu verteidigen. Doch seither büßte sie an Glanz ein. In den Mühen der Ebene ist ihr vieles entglitten. Es war nicht erst der Salzburger Finanzskandal, der sie entzauberte. Schon zuvor haben ihr kleinere und größere Affären, etwa rund um die Finanzgebarung der Salzburger Festspiele, zugesetzt. Sie war schon auf dem Absprung aus der Politik, als der spektakuläre Finanzskandal öffentlich wurde und den von ihr als Nachfolger auserkorenen David Brenner zum Rücktritt zwang.

Burgstaller musste daher nochmals in den Ring, obwohl ihr Nimbus bereits gebrochen war. Das ist auch die Erklärung für die K.o.-Niederlage der SPÖ. Der Faktor Burgstaller erschloss den Salzburger Sozialdemokraten in einem strukturell schwarzen Bundesland lange Zeit die Schichten der Wechselwähler. Dieses Potenzial war dahin, der Finanzskandal kostete zusätzlich massiv an Vertrauen. Salzburg ist nun nach Kärnten innerhalb von wenigen Wochen die zweite Landtagswahl mit einem dramatischen Verlust für die bis dahin dominierende politische Kraft.

Beide Länder sind - in unterschiedlicher Weise - skandalgebeutelt. Wenn man deshalb aus den bisherigen Wahlen in diesem Jahr einen Trend ableiten will, dann jenen, dass die Wähler durch die vielen Affären und Korruptionsfälle der jüngeren Vergangenheit sensibilisiert sind und auf Skandale mit einem drakonischen Urteil reagieren. Eine Entwicklung, die man auch im Linzer Rathaus mit einem mulmigen Gefühl registrieren dürfte.


Autor
Der Artikel wurde verfasst von Wolfgang Braun und via APA OTS von den OÖ-Nachrichten als Leitartikel publiziert.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen