Onlinehandel ist eine Chance, keine Gefahr
Wien (OTS) - Das Internet ist nicht daran schuld, dass die
Elektrohandelskette Niedermeyer insolvent ist. Zumindest nicht
direkt. Seit Jahren sind das Geschäftsmodell und die Auswirkungen des
Onlinehandels auf den stationären Handel bekannt: niedrige Preise,
riesiges Angebot. Wer darauf nicht reagiert, ist entweder unfähig
oder Realitätsverweigerer. Niedermeyer-Chef Werner Weber ist keines
von beidem. Er hat versucht, in Kooperation mit einem deutschen
Onlinehändler das Ruder herumzureißen, was nicht gelungen ist.
Mit
seiner Preispolitik in den Shops blieb zu wenig Profit. Ein zu
unscharfes Profil und die ausschließliche Ausrichtung auf Elektronik
und Foto taten das Übrige.
All jene, die jetzt aufschreien, dass Niedermeyer das nächste Opfer
des Internets sei, liegen daneben. Viele kleine Fachhändler, die es
verstanden haben, rechtzeitig auf stationären und Onlinehandel zu
setzen und damit erfolgreich sind, beweisen das Gegenteil. Auch große
stationäre Elektrohandelsketten üben sich zunehmend im Onlinehandel -
mit unterschiedlichem, aber nicht ganz ohne Erfolg.
Allen voran handelt es sich aber um ein dem Handel ureigenstes
Phänomen: Handel ist Wandel - abgedroschen, aber wahr.
Wer es nicht
versteht, sich immer wieder neu zu erfinden, geht in dieser
kurzlebigen und wettbewerbsintensiven Branche schnell unter. Das
Internet ist lediglich Teil einer Entwicklung, die weder gut noch
böse ist, sondern genutzt oder nicht genutzt werden kann. Wer, wenn
nicht ein Unternehmer, sollte darin vielmehr eine Chance als eine
Gefahr sehen?
Und ein letztes Argument, um mit dem E-Commerce-Bashing aufzuräumen:
Das Wort "Beratungsdiebstahl" ist im stationären Handel in aller
Munde: Kunden kommen in den Laden, lassen sich beraten - und
bestellen im Internet zu günstigeren Preisen. Man sollte auch die
Phrase "Diebstahl der Zeit des Konsumenten" einführen. Konsumenten
informieren sich im Internet über ein Produkt, wollen es sofort
kaufen und gehen in die nächste Filiale einer vermeintlich günstigen
großen Elektrohandelskette - und finden das gleiche Produkt um 30
Prozent teurer, gehen dann doch zurück an den Computer und bestellen
es dort. Außer Spesen und verlorener Zeit nichts gewesen. Wundern
sollte sich also keiner, dass der Onlinehändler das Rennen macht.
Quelle APA-OTS, Aussender Wirtschaftsblatt Medien GmbH, Autor Thomas Pressberger
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