9. April 2013

Leitartikel der Tiroler Tageszeitung - "Intensivwahlkampf"

Innsbruck (OTS) - Utl.: Weil derzeit noch 31 Prozent der Wähler unentschlossen sind und sich die ÖVP in den Umfragen auf einem historischen Tiefstand befindet, dürfte Tirol eine noch nie dagewesene Zuspitzung des Wahlkampfes bevorstehen. 

Rund 6,5 Prozent hinter dem Wahlergebnis von 2008 (40,5 Prozent) und ein Landeshauptmann, der mit 33 Prozent in der Direktwahlfrage weiterhin seiner Partei (34 Prozent) hinterherhinkt: Am Beginn des Intensivwahlkampfs ist die Tiroler ÖVP trotz des Parteitags am Samstag in der Defensive. Denn die Innenansicht der Volkspartei mit den 98,3 Prozent für Parteichef und Landeshauptmann Günther Platter wird durch das Fremdbild relativiert. Natürlich ist die Konkurrenz durch zehn weitere wahlwerbende Gruppen so groß wie noch nie, sie spiegelt aber auch die Unzufriedenheit im bürgerlichen Lager wider. Günther Platter und der ÖVP ist es offenbar nicht gelungen, die 2008 verlorenen Wähler zurückzugewinnen.


Auch früher brodelte es in der Volkspartei, doch mit der Faust im Hosensack machten die Unzufriedenen damals doch noch das Kreuzerl bei der ÖVP. Mit Fritz Dinkhauser erfolgte vor fünf Jahren der Dammbruch, ein zweites Mal geht das "Fremdwählen" dann schon leichter. Vorwärts Tirol, Stronach, Liste Fritz, Fritz Gurgiser oder Für Tirol - egal, aus welchem Motiv diese bürgerlichen Gruppen kandidieren, sie kosten der ÖVP Stimmen. Ein weiteres Wahlkampfmotiv kommt heuer noch dazu: Gemeinsam mit den Sozialdemokraten und den Grünen wittern Vorwärts und Liste Fritz die Chance, die Volkspartei in die Opposition zu schicken. In der aktuellen TT-Umfrage käme dieses Viererbündnis erst bzw. bereits auf 45 Prozent. Weil noch 31 Prozent der Wähler unentschlossen sind und auf klare Botschaften und Ansagen warten, dürften Tirol 19 intensive Wahlkampftage bevorstehen.

Schon zuletzt versuchte die ÖVP die Situation auf "Wir oder das Chaos" zuzuspitzen. Der Erfolg blieb bisher aus, die Koalitionswünsche der Tiroler sind weiter breit gefächert. Mit 24 Prozent ist die bisherige schwarz-rote Regierung zwar nach wie vor die Beliebteste, doch wie die Wenderegierung ohne ÖVP (neun Prozent) weit entfernt von einer Wunschkoalition.

Entscheidend wird sein, ob sich die vier Parteien in den letzten drei Wochen die Stimmen gegenseitig wegnehmen oder es schaffen, die ÖVP weiter nach unten zu drücken. Die ÖVP wird ihrerseits den Intensivwahlkampf wörtlich nehmen. Schließlich ist sie mit einer völlig neuen Situation konfrontiert: Für die ÖVP könnte es nach einer verlorenen Wahl nicht mehr darum gehen, einen ÖVP-Landeshauptmann durch einen anderen ÖVP-Landeschef zu ersetzen, sondern diesmal in der Landesregierung überhaupt ersetzt zu werden.


Quelle APA-OTS Originalaussendung, Aussender Tiroler Tageszeitung, Autor Peter Nindler,
Danke an den Aussender sowie den Autor!


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