Innsbruck (OTS) - Utl.: Weil derzeit noch 31 Prozent der Wähler
unentschlossen sind und sich die ÖVP in den Umfragen auf einem
historischen Tiefstand befindet, dürfte Tirol eine noch nie
dagewesene Zuspitzung des Wahlkampfes bevorstehen.
Rund 6,5 Prozent hinter dem Wahlergebnis von 2008 (40,5 Prozent) und
ein Landeshauptmann, der mit 33 Prozent in der Direktwahlfrage
weiterhin seiner Partei (34 Prozent) hinterherhinkt: Am Beginn des
Intensivwahlkampfs ist die Tiroler ÖVP trotz des Parteitags am
Samstag in der Defensive. Denn die Innenansicht der Volkspartei mit
den 98,3 Prozent für Parteichef und Landeshauptmann Günther Platter
wird durch das Fremdbild relativiert. Natürlich ist die Konkurrenz
durch zehn weitere wahlwerbende Gruppen so groß wie noch nie, sie
spiegelt aber auch die Unzufriedenheit im bürgerlichen Lager wider.
Günther Platter und der ÖVP ist es offenbar nicht gelungen, die 2008
verlorenen Wähler zurückzugewinnen.
Auch früher brodelte es in der Volkspartei, doch mit der Faust im
Hosensack machten die Unzufriedenen damals doch noch das Kreuzerl bei
der ÖVP. Mit Fritz Dinkhauser erfolgte vor fünf Jahren der Dammbruch,
ein zweites Mal geht das "Fremdwählen" dann schon leichter. Vorwärts
Tirol, Stronach, Liste Fritz, Fritz Gurgiser oder Für Tirol - egal,
aus welchem Motiv diese bürgerlichen Gruppen kandidieren, sie kosten
der ÖVP Stimmen. Ein weiteres Wahlkampfmotiv kommt heuer noch dazu:
Gemeinsam mit den Sozialdemokraten und den Grünen wittern Vorwärts
und Liste Fritz die Chance, die Volkspartei in die Opposition zu
schicken.
In der aktuellen TT-Umfrage käme dieses Viererbündnis erst bzw.
bereits auf 45 Prozent. Weil noch 31 Prozent der Wähler
unentschlossen sind und auf klare Botschaften und Ansagen warten,
dürften Tirol 19 intensive Wahlkampftage bevorstehen.
Schon zuletzt
versuchte die ÖVP die Situation auf "Wir oder das Chaos" zuzuspitzen.
Der Erfolg blieb bisher aus, die Koalitionswünsche der Tiroler sind
weiter breit gefächert. Mit 24 Prozent ist die bisherige schwarz-rote
Regierung zwar nach wie vor die Beliebteste, doch wie die
Wenderegierung ohne ÖVP (neun Prozent) weit entfernt von einer
Wunschkoalition.
Entscheidend wird sein, ob sich die vier Parteien in den letzten drei
Wochen die Stimmen gegenseitig wegnehmen oder es schaffen, die ÖVP
weiter nach unten zu drücken. Die ÖVP wird ihrerseits den
Intensivwahlkampf wörtlich nehmen. Schließlich ist sie mit einer
völlig neuen Situation konfrontiert: Für die ÖVP könnte es nach einer
verlorenen Wahl nicht mehr darum gehen, einen ÖVP-Landeshauptmann
durch einen anderen ÖVP-Landeschef zu ersetzen, sondern diesmal in
der Landesregierung überhaupt ersetzt zu werden.
Quelle APA-OTS Originalaussendung, Aussender Tiroler Tageszeitung, Autor Peter Nindler,
Danke an den Aussender sowie den Autor!
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