1. Dezember 2012

Wenn er nur einmal reden dürfte...

Der TV-Auftritt von Frank Stronach war wieder einmal sehr verstörend. In einer aufbrausenden, herrischen und unmöglichen Art versuchte Stronach sich selbst krampfhaft in eine Opferrolle hinein zu interpretieren. Dabei hätte er so etwas gar nicht nötig gehabt...


Stronach hält eine Vorlesung

Quelle: tvthek.orf.at
Zu Beginn des Interviews, so man es trotzdem noch so nennen möchte, stellte Wolf zunächst eine relativ simple Frage: Hat Stronach oder Stronachs Konzern in irgendeiner Form von dem Eurofighterkauf profitiert? Stronach wurde dazu angehalten, möglichst mit ja oder nein zu antworten.
Stattdessen aber versucht Stronach, die Regeln eines Interviews neu zu definieren, und beginnt, eine bereits vorbereitete Sachverhaltserklärung vorzulesen. Langatmig und offensichtlich mit gröberen Unsicherheiten im Text beginnt er, ausschweifend zu dozieren. Wie erwartet wird er relativ bald von Herrn Armin Wolf unterbrochen.





Mitarbeiter des ORF bestätigten heute, dass bereits im Vorfeld Vorbereitungen für den Fall getroffen wurden, dass Stronach erneut, wie bereits bei seinem Auftritt in der ZiB im Juli seinem Interviewpartner keine Chance gibt, ihn zu interviewen.
Als sich Armin Wolf und Frank Stronach anfingen darüber zu streiten, ob Stronach ein Zugeständniss zu mehreren Minuten ununterbrochener Redezeit bekommen hatte, schrammte Stronach haarscharf an der Chance vorbei, der erste Parteichef zu sein, der während einem Interview vom ORF rausgeschmissen wurde.

 
Stronach fängt an zu jammern
Als Stronach auffällt, dass Armin Wolf ihm tatsächlich und wirklich seine Redezeit nicht gewähren würde, fängt er an zu lamentieren, und bezeichnet sich sozusagen als betrogen, als er Wolf ankündigt, ab nun nur noch schriftliche Vereinbarungen mit dem ORF zu treffen, um nicht nachher der unwahren Rede bezichtigt werden zu können. (War das schön ausgedrückt?) Danach beginnt er damit, den ORF als Machterhaltungsinstrumentarium der Koalitionsparteien zu bezeichnen, und ihm etwas anhängen zu wollen.

Er entblödet sich nicht rechtzeitig, um zu merken, dass Armin Wolf im eine Chance vor die Füße geworfen hat, seine Aussage zu untermauern, und gleichzeitig die Schwarz-Blaue Regierungsperiode inklusive Eurofighterkauf ins rechte Licht zu rücken.


„Warum haben Sie so viele Gegengeschäfte angegeben?“
Bildquelle: wirtschaftsblatt.de

War die Frage von Armin Wolf, auf die die folgende Antwort von Stronach erklärend, logisch und konsequenzenreich wäre: „Weil ich von X gebeten wurde, diese normalen Geschäfte als Gegengeschäfte zu deklarieren, damit Partei Y sagen kann, dass der Eurofighterdeal ja gar nicht so teuer ist, wie er zunächst erscheint“ . Leider hat sich Stronach nicht mehr zu dieser Aussage durchringen wollen, sondern redete stattdessen eher kryptisch von Politikern, die das alles wollten, und ihn jetzt dafür in die Pfanne hauen wollen, den armen Frank. Das mag ja stimmen, aber Frank Stronach hat es geschafft, diese politische Bombe so unspektakulär platzen zu lassen wie Petzners Polit-Bomben-Aussage beim Prozess Birnbacher.

Stattdessen ist der Inhalt des Gesprächs, der eigentlich wichtig, entlarvend und meiner Meinung nach sehr Interessant gewesen wäre, sofern er denn richtig vorgebracht werden würde, völlig in den Hintergrund gerückt worden, und das unmögliche Betragen des Herrn Stronach, der anscheinend alles daran tut, um als verrückter Derwisch in die Analen des ORF einzugehen, steht im Vordergrund.

 
Was ist da gelaufen?
Dass viele Gegengeschäfte, die uns damals beim Eurofighterkauf von der Schwarz-Blauen Regierung als lukrativer Bonus beim Kauf der viel zu teuren Eurofigther angekündigt wurden, eigentlich nicht wirklich existent sind, ist nun schon ein wenig länger bekannt. Aber das erste Mal, spricht ein großes Unternehmen, wie Magna offen darüber, dass anscheinend politischer Druck ausgeübt wurde, eigentlich normale Geschäfte, die das Unternehmen schon immer mit seinen Geschäftspartnern führte, plötzlich als Gegengeschäfte für den Eurofighterdeal zu deklarieren.

Warum sollte man dem Volk so einen Unsinn mit den Gegengeschäften erzählen wollen? Warum ist der eigentliche Deal so schlecht, dass er künstlich und vorsätzlich besser dargestellt werden muss, als er ist? Warum hat man bei so einer Täuschung überhaupt mitgewirkt? Was haben die Politiker den Firmen versprochen, damit sie bei diesem Täuschungsmanöver mitspielen? WER hat interveniert? Fragen, die eigentlich ein Untersuchungsausschuss klären müsste.

Stronach bringt Bewegung in die Politik
Das war die Aussage, die ich vor wenigen Wochen noch belächelt habe, und heute ist es wirklich wahr! Stronach brachte, wenn auch nicht freiwillig fahrt in eine Sache, die langsam aber sicher nach 10 Jahren Streiterei über diese Eurofighter ein wenig am einschlafen war. Stronach hat sich dabei zwar angestellt wie ein Elefant im Porzellanladen, und es war ihm offensichtlich selber bei der Verteidigung seines Zick-Zack-Kurses bezüglich der Gegengeschäfte nicht bewusst, dass er gerade etwas wirklich sinnvolles zur Diskussion beiträgt, aber Tatsache bleibt, dass er etwas Wichtiges und Richtiges gesagt hat. Und das im rechten Augenblick.

An seiner Zusammenarbeit mit Medien wird er noch arbeiten müssen, denn weder Armin Wolf, noch die meisten Zuseher haben im ersten Moment die Tragweite seiner Aussage erkannt.


Nicht in die Opferrolle schlüpfen



Quelle: kurier.at

Letztlich möchte ich Herrn Stronach trotzdem dazu raten, sich nicht künstlich als Opfer darzustellen, denn hier in Österreich gibt es bereits eine Partei, die die ewige Opferrolle für sich gepachtet hat. Stronach hat bisher in der Rolle des Siegers und des heroischen Quereinsteigers viele Stimmen gesammelt, und sollte bei seiner bisherigen Rolle bleiben. Jammern, lamentieren und sudern ist nämlich zwar durchaus Österreichisch, aber wir jammern lieber selber, als anderen beim jammern zuzusehen.

Das Video und die besten Zitate, findet ihr hier!
 

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Veronika Platt schreibt für Spiegel der Gesellschaft und veröffentlicht ihre Texte dankenswerter Weise auch auf der Plattform für Wirtschaft, Politik & Gesellschaft. Herzlichen Dank für die großartige Zusammenarbeit!

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