Die Verteidiungspolitik in den letzten Jahren hat sich europaweit
gewandelt. Viele Staaten schafften ihre Wehrpflicht ab oder sind gerade
dabei dies zu tun, und selbst in Österreich diskutiert man seit längerer
Zeit ob denn nicht ein Berufsheer viel effektiver wäre, da es doch
einige Vorteile mehr bringen würde. Minister Darabos spricht in erster
Linie immer von Effizienz sowie beim Personal als auch bei den Kosten.
Sieht man jedoch etwas genauer hin so führen diese Aspekte langfristig
in die Irre.
Zum Thema Kosten kann man pro und contra argumentieren. Der Vorteil
eines Berufsheeres liegt eindeutig darin, dass die Ausbildungskosten per
se auf die Dauer niedriger bleiben werden, denn man spart sich alle 6
Monate neue Rekruten auszubilden. Ein ständiges Personal bietet hier die
Möglichkeit zu sparen. Auf der anderen Seite kostet ein Berufssoldat
mehr Geld und gibt sich auf die Dauer mit dem Dienstgrad eines Rekruten
nicht zufrieden was uns zur Problematik bringt welches Personal
letztlich zur Verfügung steht.
“For peanuts you get monkeys” . ein schöner Spruch, der nicht nur für
das große Vorbild Darabos, Schweden spricht. Schweden hat sowohl
Wehrpflicht als auch Neutralität abgeschafft und ist, glaubt man so
manchen Offizieren nicht mehr aus eigener Kraft in der Lage sich nur
annähernd selbst zu verteidigen. Hierzu kommt, dass den Soldaten (noch)
nichts anderes übrig bleibt als in den Auslandseinsatz zu gehen um
überhaupt in Schweden auf eigenen Beinen für den Lebensunterhalt sorgen
zu können. Dem nicht genug, ist ein solches Dienstverhältnis befristet,
was bedeutet, dass ein Soldat nachdem er die maximale Dienstzeit hinter
sich gebracht hat plötzlich vor dem Nichts steht, wenn er nicht früh
genug vorgesorgt hat. Das wirft die Frage auf wer sich jetzt noch für
einen solchen Dienst melden wird? Da aus eigener Erfahrung gerade unser
Heer ohnehin schon ein Problem mit rechtem Gedankengut hat, wird sich
diese Richtung wohl kaum ändern. Dazu kommt die vermehrte Begeisterung
aus wohl finanziellen Gründen für Auslandseinsätze, die aber ein
besonderes Verständnis für andere Kulturen sowie für
deren Ausnahmesituation benötigen um erfolgreich absolviert werden zu
können. Gerade Österreich hat hier einen sehr guten Ruf zu verlieren.
Um beim Beispiel Schweden zu bleiben: Hier gibt es den Ausdruck “mer
pang för peng”, was frei übersetzt bedeutet, dass man mehr Action für
sein Geld haben will. Ganz klar ein Berufsheer hat in Friedenszeiten
nicht viel zu tun und darauf zu warten, dass gerade in unseren
Breitengraden ein Krieg ausbricht könnte noch einige Jahre dauern.
Jemand der sich jedoch für ein Berufsheer entscheidet wird sich nicht
nur mit der Landesverteidigung auf Dauer begnügen, daher wartet man
nicht auf einen Konflikt, sondern geht eben gezielt dorthin wo es
brennt. Auch Darabos und so mancher General werden diese Möglichkeit vor
Augen haben.
Jetzt wird aber die Neutralität angegriffen, ein sehr emotionales
Thema seitens der Politik. Im Falle des früher neutralen Schwedens war
dies ein faktischer Zustand, jedoch kein rechtlicher. In Österreich ist
dies jedoch anders. Österreich hat sich mit dem Bundesverfassungsgesetz
(nicht mit dem Staatsvertrag und auch nicht beim Moskauer Memorandum)
zur immerwährenden Neutralität rechtlich dazu verpflichtet. Inwieweit
man tatsächlich noch neutral ist, ist einanderes Thema, dass den Rahmen
hier sprengen würde. Es reicht hier anzuführen, dass Art. 103 der UN
Charta das nationale Recht derogiert, wenn es darum geht den
Verpflichtungen seitens der Vereinten Nationen nachzukommen und im
Rahmen der kollektiven Sicherheit seinen Beitrag zu leisten. Österreich
kann also vom Sicherheitsrat dazu verpflichtet werden bei Peace Keeping
und Peace Enforcement Missionen Beiträge zu leisten.
Ich verweise hier
insbesondere auf die Kapitel VI und VII der Charta. Das beudetet, dass
wir hier ein rechtliches wohl aber weniger ein praktisches Problem haben
unsere Neutralität aufrecht zu erhalten. Auf der anderen Seite steht
die EU, die sich nach dem Lissabon Vertrag besonders verändert hat und
die GASP unter anderem in eine große Rechtspersönlichkeit vereinigt hat.
Irland hat sich im Laufe der Verhandlungen Beispielsweise immerwieder
Zugeständnisse gesichert, Österreich weniger, dennoch gibt es
Möglichkeiten gemeinse Vorgehen zu unterbinden da diese Beschlüsse
Einstimmigkeit erfordern anstatt einer qualifizierten Mehrheit (bei der
Österreich überstimmt werden könnte). Ich verweise hier auf Art. 42 Z2.
EU.
Hier könnte sich jedoch über kurz oder lang ein politisches Problem
anbahnen würde Österreich hier ständig auf seine Neutralität pochen und
blockieren selbst wenn Z1 ausdrücklich auf die UN. Charta hinweist.
Ein anderer emotionaler Aspekt ist die Zeit, die jungen Männern
einfach geraubt wird. Bleiben wir ehrlich. 6 Monate sind keine Ewigkeit
und vergleichsweise kurz auf ein ganzes Leben gerechnet. Kritisch zu
betrachten sind jedoch die Aufgaben die beim Heer auf einen Rekruten
warten.
Nach diesem kurzen Umriss zu diesem Thema komme ich für mich zu folgender Lösung:
Die Wehrpflicht gehört beibehalten, jedoch reformiert. Was es braucht
ist in erster Linie Effizienz die junge Menschen, und hier Frauen wie
Männer (wenn Gleichberechtigung, dann richtig), einzusetzen und diese
auf 3 Säulen zu tragen. Einer zivilen, einer militärischen und den
Katastrophenschutz. Letzteres könnte durch eine große Anzahl an
Pionieren beim Bundesheer gelöst werden. So würden gerade junge Menschen
sehr viel für sich mitnehmen, andere Perspektiven entdecken,
ihre ”Social Skills” entwickeln und die Zeit nutzen. (Es ist im Rahmen
meiner Diplomarbeit bei einem Interview mit Major Fresker auch das
interessante Argument Integration gefallen) Gleichzeit fungiert dieser
Weg als Jobmotor. Arbeitslose kommen in einen Berufsrythmus und andere
bleiben dabei und finden vielleicht einen Job.
Dafür muss der Staat
sowie das Volk bereit sein Investitionen zu tätigen und um etwaige
Verluste auszugleichen sollte es soziale Vergünstigungen im Rahmen eines
zukünftigen Studiums/Berufes geben. Gleichzeitig muss das
Führungspersonal besser ausgebildet und ausgewählt werden, damit nicht
jeder x-beliebige seinen Minderwertigkeitskomplex in einem solchen
Rahmen ausleben kann.
Ein trauriges, jedoch unumgängliches Argument für die Wehrpflicht ist
das Eintreffen einer Katastrophe ob jetzt seitens der Natur oder in Form
eines bewaffneten Konflikts. Berufssoldaten haben eine sehr begrenzte
Anzahl, wo hingegen das Modell der Wehrpflicht so wie wir sie heute
haben es erlaubt männliche Staatsbürger bis mitte 50 wieder
einzuberufen. Die Infrastruktur aufrecht erhalten und mit einer Waffe
umgehen kann man selbst nach 30 Jahren immer noch, was die Truppenstärke
um ein vielfaches erhöht.
Darüber hinaus hat man zu bedenken, dass man als Staatsbürger nicht
nur Rechte sondern auch Pflichten hat, die über das Zahlen von Steuern
hinausgehen.
Background und Quellen zu diesem Thema:
- Diplomarbeit zum Thema: “Die schwedische Neutralität – Sicherheitspolitik im Wandel” mit Fachinterviews aus dem schwedischen Militär
- Spezialisierung als Student auf die Fächer: Europarecht, humanitäres Völkerrecht, Human Rights, Internationales Strafrecht
- Ausgelassen wurden einige Aspekte des Neutrlitätsrechts, insbesondere des dauernd neutralen Staates in Bezug auf die sog. “bewaffnete Neutralität”
Autor
Christian Paral bloggt unter der Adresse www.christianparal.blogspot.se
Christian Paral bloggt unter der Adresse www.christianparal.blogspot.se
Stimme in ein paar Bereichen nicht überein, ist aber trotzdem ein sehr gelungener Kommentar!
AntwortenLöschenDanke @mrBrightside!
LöschenIn welchen Bereichen denkst du anders? Vielleicht möchtest du ja auch deine Meinung zum Thema veröffentlichen?
Danke und liebe Grüße von der Plattform! ;)