Ist der Sinn auch fraglich - einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul
Wien (OTS) - Jetzt gibt es also auch ein kleines Hilfspaket für die
heimische Tourismuswirtschaft - ganz im Sinne des großen
Konjunkturpakets, dass die Regierung jüngst geschnürt hat. Der
erfolgsverwöhnten Tourismusbranche, die in den vergangenen Jahren von
einem Rekord zum nächsten geeilt ist, drohen nämlich aufgrund der
Wetterkapriolen im Mai und Juni sowie der Hochwasserkatastrophe
empfindliche Einbußen in der heurigen Sommersaison. Das
Buchungsverhalten lässt zu wünschen übrig und ein neuerliches
Nächtigungs- und Umsatzplus ist alles andere als wahrscheinlich. Das
ist natürlich weder für die Betriebe erfreulich noch für die
Funktionäre und Politiker, die sich gerne im Licht von
Positivmeldungen sonnen.
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat nun schnell 500.000
Euro in die Hand genommen, damit die Österreich Werbung (ÖW) ebenso
schnell im Radio und Internet mit dem Slogan "Jetzt.Österreich"
Urlauber in die Alpenrepublik locken soll - und zwar vornehmlich
solche aus dem Inland und dem süddeutschen Raum. Dabei fordern
Tourismusbetriebe und -verantwortliche aus den Ländern sowie die
Österreichische Hoteliervereinigung schon seit Jahren, die ÖW solle
ihr Marketing mehr auf die Fernmärkte fokussieren und ihnen das
Inland überlassen. Doch die Österreicher und die Deutschen sind als
Stammgäste eine sichere Bank, wie die letzten Zuwächse zeigen.
Das
weiß auch die ÖW, die 25 Millionen Euro in die Bewerbung der
Sommersaison steckt und sich über jeden Euro zusätzlich freut.
Immerhin wurde ihr Budget seit zehn Jahren nicht aufgestockt, was in
der Branche konsequent, aber vergeblich kritisiert wird. Deshalb
machen auch alle zum Sonderbudget weitgehend freundliche Nasenlöser.
Mag die Sinnhaftigkeit auch fraglich sein: Einem geschenkten Gaul
schaut man nicht ins Maul. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht
erwehren, dass es hier wie auch beim großen - von Wirtschaftsexperten
skeptisch betrachteten - Konjunkturpaket mehr um politischen
Aktionismus geht als um nachhaltige Strategie. Zur Ehrenrettung der
Regierung muss zwar erwähnt werden, dass sie sich weder die
Alpine-Pleite noch das Hochwasser bestellt hat. Politprofis wissen
aber, wie sie solche Katastrophen für sich nutzen können.
Insbesondere, wenn Wahlen bevorstehen - dann werden bekanntlich gerne
Zuckerln verteilt.
Quelle: APA-OTS, Aussender: WirtschaftsBlatt
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