7. Juni 2013

WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Warum Glück so einfach ist - von Isabell Widek

Zufriedene Mitarbeiter gehen gerne arbeiten - ganz ohne Gehaltserhöhungen

Wien (OTS) - Die Aussage kann man unmöglich missverstehen: Wer in einer unterdrückten Gesellschaft lebt, kann so viel Geld haben, wie er will, wird aber vermutlich trotzdem nicht glücklich sein. Was der deutsche Wirtschaftsforscher Christoph M. Schmidt damit sagen will, ist, dass es nicht Materielles allein ist, was unser Leben lebenswert macht (siehe auch Interview auf Seite 2). Schmidt und Kollegen haben sich die Arbeit angetan, im Auftrag des Deutschen Bundestags Wohlstandsindikatoren zu definieren, die den vermeintlich weichen Fakten wie Zufriedenheit, Nachhaltigkeit und Biosysteme einen ganz anderen Stellenwert zuweisen - und insgesamt die Gesellschaft besser machen sollen. 

Dabei geht schlicht und einfach darum, abseits von wirtschaftlichen Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt, Schuldenstand und Lohnstückkosten ein System zu etablieren, in dem sich die Menschen eines Landes auch wohlfühlen - klingt zwar nach einem Gutmenschentum ohne längerfristige Auswirkungen, hat es als Konzept aber immerhin ins österreichische Parlament geschafft. 


Bleibt die etwas blauäugige Frage, warum etwas, das einem Staat offensichtlich wichtig erscheint, nicht auch im kleinen Mikrokosmos eines Unternehmen funktionieren könnte. Zahlreiche Managementexperten weisen uns doch ständig darauf hin, dass es in den seltensten Fällen das Einkommen ist, was die wirklich guten Mitarbeiter im Haus hält. Viel wichtiger sei der Wohlfühlfaktor: Wie gehen meine Vorgesetzten, meine Kollegen mit mir um? Wie sieht meine soziale Stellung im Betrieb aus? Doch obwohl - oder gerade weil? - diese Parameter so oft genannt werden, werden sie anscheinend gar nicht mehr gehört. Denn anders lässt es sich nicht erklären, warum in sehr vielen Unternehmen ein Gegenprogramm läuft und Arbeitnehmer unter Druck gesetzt werden. Dabei wäre es doch so einfach: Ein zufriedener Mitarbeiter geht gerne arbeiten - und ein Firmenchef muss ihn nicht ständig mit Gehaltserhöhungen zum Bleiben überreden.

APA-Ots Aussendung, Aussender: Wirtschaftsblatt Medien GmbH

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