12. Juni 2013

WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Drei Optionen beim Datenschutz - von Stefan Mey

Die Überwachung tarnt sich mit bunten Lettern und reizvollen Werbebotschaften 

Wien (OTS) - Die Enthüllungen der vergangenen Tage um den Datenschutz erinnerten an George Orwells Roman "1984", die Dystopie eines totalitären Überwachungsstaates. Allerdings unterscheidet sich die Realität von der orwellschen Vision: Sie ist nicht düster und bedrückend, sondern gaukelt in bunten Buchstaben und sympathischen Marketingbotschaften eine "Neue Welt des Arbeitens" und ähnlich verlockende Szenarien vor - tatsächlich haben US-Geheimdienste aber in großem Stil Daten von Servern bedeutender US-Konzerne - der "Cloud" - abgerufen, denen auch EU-Bürger ihre wertvollen Daten anvertraut hatten. Werden Einträge in Social Networks wie Facebook gescannt, dann ist das für Unternehmen weniger dramatisch - wer Betriebsgeheimnisse hat, der wird sie nicht Mark Zuckerberg anvertrauen. 


Doch was geschieht mit jenen Unternehmen, deren Firmenhandys auf Googles Android, Apples iOS oder Blackberry - auch Kanada gestand entsprechende Spitzel-Aktionen - laufen? Oder mit jenen, die sich effizientere Teamarbeit von Microsofts Office 365 erhofften, das oft auf Servern des US-Konzerns läuft? Es ist derzeit selbst für Experten noch schwierig, die Weitläufigkeit des Systems und die tatsächliche Involvierung der erwähnten US-Konzerne abzuschätzen; zu unpräzise sind dafür diverse Informationsquellen. Klar ist aber: Wer Betriebsgeheimnisse hat, der sollte sich nun ernsthafte Gedanken machen. 

Österreichs Unternehmen haben in dieser Hinsicht mehrere Optionen. Erstens können sie die Gefahrenlage ignorieren und weiterhin blind den US-Anbietern vertrauen - mit den entsprechenden Vorteilen der Effizienzmaximierung und dem Risiko des Datenverlusts. Zweitens könnte der Schritt in die technologische Steinzeit gewagt werden, indem Cloud Computing, IT-Outsourcing und ähnliche Trends ignoriert werden; die Daten finden sich dann nur noch im eigenen Haus, abgeschottet vom World Wide Web - das ist sicher, aber ineffizient. Drittens: ein Kompromiss aus beiden Lösungen, bei dem weniger heikle Daten in die Cloud wandern, das Wichtige aber im eigenen Haus bleibt. Für Österreichs Cloud-Anbieter geht nun die Sonne auf: Die "Yes, we scan"-Attitüde der US-Regierung stärkt den Wunsch nach lokalen Lösungen. 

APA-OTS Originaltext, Herausgeber: WirtschaftsBlatt Medien GmbH

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