Innsbruck (OTS/TT) - von Anita Heubacher, Quelle: APA-OTS, Aussender. Tiroler Tageszeitung
Das Heer an Teilzeitkräften wächst auch in Tirol nur in die Breite,
nicht in die Höhe. Teilzeit ist weiblich und kommt in der
Führungsetage selten an. Die Wirtschaft wird sich Konzepte für immer
mehr Teilzeitkräfte überlegen müssen.
Jetzt zäumen wir einmal das Pferd von hinten auf: Was passiert, wenn
gut qualifizierte Arbeitskräfte statt Vollzeit nur noch Teilzeit
arbeiten? Sie steigen oft ab, selbst die, die schon oben waren. In
der Teilzeit steigt man wieder ein, aber selten auf. Die
Karrierechancen sind enden wollend. Das trifft in allererster Linie
Frauen. Willkommen in der Teilzeit-Realität.
Teilzeit ist in den Führungsetagen selten bis gar nicht angekommen.
In Österreich arbeiten nur sechs Prozent aller Manager weniger als 30
Stunden, in Deutschland sind es fünf Prozent, in den Niederlanden
immerhin zwölf Prozent. Von all jenen in der Chefetage, die die
Arbeitszeit reduziert haben, sind zwei Prozent männlich. Das Pensum
zu verringern, wünscht sich laut Studien allerdings die Mehrheit der
Chefs. Wer führt, muss anwesend sein und kann nicht weniger arbeiten
als seine Mitarbeiter.
Das ist die gängige Meinung. In größeren
Unternehmen weiß der Einzelne zwar nicht immer, ob der Chef gerade im
Betrieb ist, dennoch ist die vermeintliche Anwesenheit ein Parameter
für Führungsfähigkeit.
Die Wirtschaft wird sich Konzepte überlegen müssen, wie man gut
qualifizierte Teilzeitkräfte sinnvoller einsetzen kann, anstatt Jobs
zusammenzustoppeln. Die Ideen fehlen und das erzeugt frustrierte
Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Da muss sich in der Denke in den
Personalbüros und in der Mitarbeiterschaft etwas ändern. Teilzeit ist
nicht gern gesehen.
Im Personalbüro und bei den leitenden
Angestellten erzeugt Teilzeit mehr Verwaltungsaufwand, bei den
Mitarbeitern entsteht der Eindruck, dass der Teilzeitkollege ohnehin
auf die Butterseite gefallen sei, weil er weniger arbeiten muss.
Die breite Masse der Teilzeitarbeiterinnen hat ganz andere Sorgen.
Sie verrichten meist schlecht bezahlte Jobs. Der Gehaltsunterschied
zwischen Männern und Frauen ist nirgends so hoch wie bei
Teilzeitbeschäftigten. Das hat fatale Auswirkungen auf die Pension. Das hat sich herumgesprochen. Wie lange Frauen in der Teilzeit
bleiben, hängt nicht nur von ihrer Motivation und Wertehaltung ab,
sondern auch von den Rahmenbedingungen.
Je üblicher und
unkomplizierter es ist, seine Kinder betreuen zu lassen, desto
leichter ist es, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Da ist
viel passiert in Tirol in den letzten Jahren, da muss sich noch viel
tun bei den Öffnungszeiten. Sonst dreht sich das Pferd im Kreis.
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