24. Juni 2013

Teilzeit killt fast jede Karriere

Innsbruck (OTS/TT) - von Anita Heubacher, Quelle: APA-OTS, Aussender. Tiroler Tageszeitung

Das Heer an Teilzeitkräften wächst auch in Tirol nur in die Breite, nicht in die Höhe. Teilzeit ist weiblich und kommt in der Führungsetage selten an. Die Wirtschaft wird sich Konzepte für immer mehr Teilzeitkräfte überlegen müssen. 

Jetzt zäumen wir einmal das Pferd von hinten auf: Was passiert, wenn gut qualifizierte Arbeitskräfte statt Vollzeit nur noch Teilzeit arbeiten? Sie steigen oft ab, selbst die, die schon oben waren. In der Teilzeit steigt man wieder ein, aber selten auf. Die Karrierechancen sind enden wollend. Das trifft in allererster Linie Frauen. Willkommen in der Teilzeit-Realität. Teilzeit ist in den Führungsetagen selten bis gar nicht angekommen. 

In Österreich arbeiten nur sechs Prozent aller Manager weniger als 30 Stunden, in Deutschland sind es fünf Prozent, in den Niederlanden immerhin zwölf Prozent. Von all jenen in der Chefetage, die die Arbeitszeit reduziert haben, sind zwei Prozent männlich. Das Pensum zu verringern, wünscht sich laut Studien allerdings die Mehrheit der Chefs. Wer führt, muss anwesend sein und kann nicht weniger arbeiten als seine Mitarbeiter. 


Das ist die gängige Meinung. In größeren Unternehmen weiß der Einzelne zwar nicht immer, ob der Chef gerade im Betrieb ist, dennoch ist die vermeintliche Anwesenheit ein Parameter für Führungsfähigkeit. Die Wirtschaft wird sich Konzepte überlegen müssen, wie man gut qualifizierte Teilzeitkräfte sinnvoller einsetzen kann, anstatt Jobs zusammenzustoppeln. Die Ideen fehlen und das erzeugt frustrierte Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Da muss sich in der Denke in den Personalbüros und in der Mitarbeiterschaft etwas ändern. Teilzeit ist nicht gern gesehen. 

Im Personalbüro und bei den leitenden Angestellten erzeugt Teilzeit mehr Verwaltungsaufwand, bei den Mitarbeitern entsteht der Eindruck, dass der Teilzeitkollege ohnehin auf die Butterseite gefallen sei, weil er weniger arbeiten muss. Die breite Masse der Teilzeitarbeiterinnen hat ganz andere Sorgen. Sie verrichten meist schlecht bezahlte Jobs. Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen ist nirgends so hoch wie bei Teilzeitbeschäftigten. Das hat fatale Auswirkungen auf die Pension. Das hat sich herumgesprochen. Wie lange Frauen in der Teilzeit bleiben, hängt nicht nur von ihrer Motivation und Wertehaltung ab, sondern auch von den Rahmenbedingungen. 

Je üblicher und unkomplizierter es ist, seine Kinder betreuen zu lassen, desto leichter ist es, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Da ist viel passiert in Tirol in den letzten Jahren, da muss sich noch viel tun bei den Öffnungszeiten. Sonst dreht sich das Pferd im Kreis.

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