18. Dezember 2012

Zur Lebenseinstellung

In jedem Fall gibt es zumindest eine philosophische Frage, die für alle Menschen Relevanz hat: “Was erwarte ich mir von meinem Leben?” Und Ziel soll es sein, sich darauf eine Antwort geben zu können, die einen zufriedenstellt.
Es ist bekannt, dass wir dazu neigen, in der Zukunft zu leben. Wir investieren unendlich viele Gedanken und viel Energie in das Ziel, “etwas zu werden”. Ich habe hiervon bereits öfters gesprochen: Der eine will reich werden, der andere  gesellschaftlich hoch angesehen, der Dritte hätte gerne ein großes Haus am See, der Vierte arbeitet auf den lang ersehnten Abschluss hin, der Fünfte auf die Pension. Was auch immer das Ziel ist, wir alle denken, dadurch zu guter Letzt glücklich zu werden. Doch eines scheint uns klar: Der Zustand des “Glücklichseins” offenbart sich nur im Erreichen der Ziele.
Das “Glücklichsein” kann somit nur in der Zukunft stattfinden und der Gedanke daran nährt uns mit Hoffnung, ohne, dass wir jemals das erfahren, wofür wir so hart arbeiten. Denn haben wir ein Ziel erreicht, so streben wir in unserem Eifer in der Tat sogleich nach dem nächsten und nehmen einen Erfolg nur ganz oberflächlich zur Kenntnis, während uns Misserfolge oft sehr lange verfolgen und uns in einem ganz anderen Ausmaß belasten.

Dies alles entspricht ganz dem Motto der von mir allseits kritisierten Leistungsgesellschaft: “Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.” Ich sage, wir haben ganz generell aufgehört, das zu schätzen, was wir sind; wichtig scheint nur, was wir werden können. Wir haben aufgehört, das zu schätzen, was wir haben; wichtig scheint nur, was wir haben können. Und darin liegt die Unglücklichkeit von vielen Menschen, dass man alle Freuden auf die Zukunft verschiebt und die Gegenwart nur als Mittel zum Zweck betrachtet, nicht als den eigentlichen, bedeutenden Wert an sich.

Was erwarte ich mir von diesem Leben? Viele Menschen finden auf diese Frage leider keine Antwort, die sie zufriedenstellt. Das hat damit zu tun, dass man sich heutzutage gerne alle Möglichkeiten offen lassen will. Wenn ein junger Mensch sagt: “Ich habe meinen Lebensinhalt gefunden und bin mit dem Gedanken zufrieden, mein Dasein dieser einen Sache zu widmen.”, so ist eine solche Einstellung in vielen Bereichen unserer heutigen, schnelllebigen Zeit, in denen Flexibilität und Offenheit gefragt sind, nicht gerne gesehen, obwohl sie der persönlichen Zufriedenheit sehr dienlich sein kann.

Mit der falschen Erwartungshaltung kann man nicht glücklich werden. In anderen Worten: Wer sich in seinem Leben mit nichts zufrieden gibt, wem kein Ziel hoch genug ist, wer immer noch “besser” sein will und immer noch mehr besitzen will, wird niemals glücklich sein können. Glücklich sind jene, die aus der Tätigkeit selbst, aus dem Weg zum Ziel bereits Befriedigung schöpfen können, und für die das vermeintlich wichtige Ziel schlussendlich weniger Bedeutung hat, als die Arbeit an sich. Das ist freilich ein hohes Ideal.

Autor
Markus Hittmeir verfasst auf seinem Blog laufend neue Texte und veröffentlicht viele davon auch dankenswerter Weise auf der Plattform. Besonders auf seine Kurzgeschichten verweisen wir immer wieder gerne.

7 Kommentare:

  1. Genau! Dem kann ich nur zustimmen !!!

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  2. Danke boerni, schön dass dir der Text gefallen hat! :)
    LG

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  3. sehr guter,lesenswerter und leider der realität entsprechender text markus
    =)

    lg

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  4. Danke für das positive Feedback.

    lg

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  5. nichts für ungut, aber diesen (nicht unrichtigen) text mit dem etikett "philosophie" zu versehen, zeigt leider das nur durchschnittliche niveau dieser plattform. ein durchschnittlicher aufsatz eines durchschnittlichen gymnasiasten enthält mindestens genauso viel "philosophie".

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  6. An whatElseThere:
    Nach den gängstigen Definitionen des Begriffs "Philosophie" ist dies (alltags-)philosophischer Text. Es ist deshalb sinnvoll und völlig korrekt, ihn der Rubrik "Philosophie" zuzuweisen.

    Darüber hinaus ist Ihr Kommentar wohl eher von abwertendem Charakter. Ich verstehe ihn dennoch gewissermaßen als Kompliment. Denn nach bekannter Auffassung finden gerade jene Texte den größten Anklang, deren Leser die Überzeugung haben, dass jeder sie hätte verfassen können. Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Die Vermeidung der Verschleierung klarer Botschaften und das Aussparen unnötiger Fachbegriffe sind von einem Autor, der auch deshalb schreibt, weil er gelesen werden will, also gewissermaßen gefordert.

    Solche Artikel, die sich mit Alltagsphilosophie beschäftigen, finden auf meinem Blog tatsächlich das größte Publikum. Laut Statistik sind meine Beiträge umso unbeliebter, je analytischer sie sind. Sie scheinen sich dafür zu interessieren. Das ist wohl das, was Sie unter "echter" Philosophie verstehen. Vielleicht täusche ich mich aber und Sie wollten einfach nur einen unguten Kommentar hinterlassen. Ich weiß es nicht und stelle deshalb einmal einen Link zum Thema "Wahrscheinlichkeit und Zufall" (http://nachtliteratur.wordpress.com/2012/03/28/zu-wahrscheinlichkeit-und-zufall/) hier rein. Beim Stöbern in meinem Blog werden sie unzählige weitere analytische Artikel finden, sollte Ihnen dieses Thema nicht zusagen.

    Ich hoffe, ich konnte helfen.

    lg, Markus Hittmeir

    PS: Von einem einzigen Text, oder vielmehr noch, von der Etikettierung eines einzigen Textes, mag man von ihm halten, was man will, auf das "Niveau dieser Plattform" zu schließen, ist logisch und empirisch fahrlässig.
    PPS: Alltagsphilosophie oder auch die angewandte Philosophie nicht als "echte" Philosophie anzusehen, das tun für gewöhnlich nur jene Leute, die mit Philosophie allgemein nicht allzu viel am Hut haben.

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  7. @whatElseThere:

    Ebenfalls nichts für ungut, doch ich verweise auch im Namen der Plattform auf obiges Kommentar von Markus Hittmeir. Wenig produktiv und nicht sehr sinnvoll, wenn Sie hier ohne Ihren Namen zu nennen zwar jammern, selbst aber keinen Beitrag leisten und keinen Text verfassen um das, Ihrer Meinung nach ja zu tiefe, Niveau der Plattform zu heben.

    Kritik ist immer erwünscht, aber dann bitte doch zumindest ein bisserl sinnvoller... ;) Danke!

    LG

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