15. Dezember 2012

Snow is falling, oida! - Weihnachtswahn deluxe.

Geht man in diesen Tagen durch Wien, so muss man 'auf gut Wienerisch' als denkender Mensch feststellen, es graust einer Sau.
Zumindest, wenn man kein pseudoromantischer Weihnachtsfanatiker mit Hang zu pompösem Glanz und Glitzer ist. Literweise vernichten die Menschen, unter stetiger Beschallung der halben Stadt durch Weihnachtsliedern über den Schneefall und das gemeinsame Glück, überteuerten Glühwein, der seinen Ursprung in ekelhaften Plastik-'Dopplern' hat. So steht man also bei knappen null Grad im fast schon kitischigen, leichten Schneeregen-Gatsch, schlürft den Glühwein mit 500-prozentiger Gewinnspanne, bekommt Kopfschmerzen von sich permanent wiederholenden aber erfreulicherweise mit der Zeit völlig monoton klingenden Weihnachtsliedern und freut sich über diesen Zustand auch noch. Gratulation.

Während die Weihnachtsbeleuchtung alleine nur in der Josefstädter Straße im 8. Bezirk rund 25.000 Euro kostet, die sich die dortigen Geschäftsleute nichtmehr leisten können und daher von der Stadt Wien mitbezahlt werden müssen, hat der Staat kein Geld. Studiengänge werden gestrichen, für Wohnheime werden Förderungen gekürzt, immer mehr Menschen in Wien sind obdachlos. Aber uns ist das wurscht, wir versaufen die Kohle lieber, zu Weihnachten spenden wir der Caritas einen zehner und schon ist das Gewissen aufpoliert fürs komplette Jahr 2013, Snow is falling, oider was willst mehr?! 

Wer will schon 1.000 (in Worten: eintausend !) blinden Menschen in Afrika Operationen zahlen, durch die sie wieder sehen könnten, wenn man um das gleiche Geld in der Josefstädter blaue Lampen aufhängen können? Braucht irgendjemand in Österreich einen Studiengang namens "Internationale Entwicklung"? Ja wozu denn bitte, die Lampen kannst nach einer Lehre e genauso aufhängen! Ein bisserl dürfen wir da von der Stadt Wien und dem geschätzten Österreich ja doch Prioritäten verlangen. Unser Geld für unsere Weihnachtsbeleuchtung! Gab's da nicht einmal einen Politik-Slogan in diese Richtung? Alles wurscht, der Glühwein fließt, die Lamperln leuchten, Iphones für 700 Euro gehen weg wie warme Semmeln - ähm, Zuckerkipferl - die Musik passt und alles glitzert und, ach ja, Weihnachten wär ja auch noch, jetzt irgendwann. 

Es ist ein armseeliges Grauen, das von Jahr zu Jahr schlimmer werden erscheint. Ein Armutszeugnis der Wohlstandsgesellschaft die menschlich derartig verkommen ist, dass es einem, dem Punsch zum Trotz, kalt über den Rücken läuft. DENKEN würde helfen, aber das ist nicht so einfach, wenn die Kipferl riechen, der Punsch fließt, in den Geschäften alles glitzert und die Lichter leuchten...

In diesem Sinne, merry christmas, ähm, Prost, ähm - frohe Weihnachten!


2 Kommentare:

  1. Matthias Salvesberger, Gründer der Plattform. Hab sozusagen "meinen Namen vergessen" in diesem Fall, sorry.

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