26. November 2012

Stronach und die Medien

„Wir gehen nur in Medien, die uns positiv gesinnt sind und von denen auch eine positive Berichterstattung zu erwarten ist“. Diese Aussage stammt nicht aus einer Befragung des erst kürzlich beendeten U-Ausschusses zum Thema Korruption, sondern aus einem internen Mailverkehr des Team Stronach. Das Magazin "Profil" gibt uns durch diese Veröffentlichung nicht nur Einblick in die Marketing Strategie des Austro-Kanadiers, sondern vielmehr in Wirkmechanismen der politischen Kommunikation in Österreich.

Gerade in Zeiten, in denen unter dem Schlagwort Zeitungssterben eine lebhafte Debatte über die Zunft des Printjournalismus und seine Abhängigkeit vom Inseratengeschäftes stattfindet, sind Aussagen wie diese ein Offenbarungseid. Die Diskussion um die Verknüpfung von positiver (Hof-) Berichterstattung und Inseraten hat spätestens mit der Weigerung Werner Faymanns vor dem bereits erwähnten Untersuchungsausschuss einen Höhepunkt erreicht. Die journalistische Plattform dossier.at erbrachte sogar eine empirische Untersuchung zu diesen Anschuldigungen, indem ein Zusammenhang zwischen Inserat und redaktioneller Bevorzugung am Beispiel der Wiener Gratiszeitung "Heute" dargestellt wird. Geschäftsführerin Eva Dichand konnte erst kürzlich im "Ö1 Mittagsjournal" diesbezügliche Vorwürfe (Stichwort:Redaktionelle Rücksicht auf Inseratskunden als Vertragsinhalt bei Heute) nicht wirklich entkräften.


Das Problem, das uns das Team Stronach hier „aufdeckt“ ist Folgendes:
Die schon länger schwellende Krise der Zeitungsbranche verschärfte sich durch den Einbruch des Inseraten- und Marketinggeschäfts im Zug der Finanzkrise. Tablets und das Internet waren die Hauptursachen für diese Veränderungen, die sich vor allem am Werbemarkt abzeichneten und Online-First als Devise hatten. Das traditionelle Modell wankte gehörig, infolge dessen lösten sich in Österreich auch bei manchen Zeitungen auch die Fundamente des Konzepts der 4. Macht im Staat, der journalistischen Kontrollfunktion der Mächtigen, sukzessive auf. Dies wird just in jenem Moment, wenn positive Berichte zum Wohle des Blattes durch die Anzeigenabteilung mitbestimmt werden.
Genau darauf zieht auch die Strategie des Team Stronach ab, diese immante Schwäche versucht es ausnutzen. Das sich, insbesonders nach Publikwerden dieser Meldung, mit abgedruckten Stronach Inseraten zum Teil selbst delegitimieren liegt auf der Hand. Allerdings zeigt uns die Causa ebenfalls wie wichtig kritische Medien im Staatlichen Gefüge sind, ohne die investigative Recherche des Nachrichtenmagazins Profil wäre diese weitere Facette österreichischer Medien bzw. Boulevarddemokratie (Zitat Fritz Plasser/Peter Filzmaier) nicht öffentlich geworden.

Aber Herrn Stronach wird das nicht viel kümmern, immerhin ist ja seiner Ansicht nach das Profil ohnehin von Raiffeisen gekauft. Was uns aber geradewegs zu Frank Stronach selbst führt; sein Respekt vor Medien und der veröffentlichten Meinung ist ja spätestens seit seinem Auftritt bei „ImZentrum“ und seinem Interview Vertrag klar. Insofern ist dieses Strategie-Mail nur eine weitere Episode, interessanter ist dafür der scheinbare Versuch Stronach vor sich selbst zu schützen. Die Gefahr, dass sich der ehemalige Magna Boss verplappert, weitere Bruchstücke seines anscheinend recht originellen Weltbildes kundtut und dafür Spott erntet, ist den Parteistrategen scheinbar zu groß.
Durchaus möglich, dass ebendieses Auftreten bis zu einer Wahl 2013 Abnutzungserscheinungen bekommen könnte und das öffentliche Interesse schwindet.



Autor
Bernhard Schindler studierte und lebt in Graz und ist gerade dabei ein Blog-Projekt aufzubauen. Eine Nachbesprechung der Wahl wird ebenfalls folgen, wir bedanken uns schon jetzt herzlich dafür!

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