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Anders Behring Breivik
Er selbst sieht sich ja als militanter Nationalist, als Hoffnung gegen die Islamisierung der westlichen Welt, ja sogar als Volksheld, der mit viel Einsatz ein Zeichen gesetzt hat, und hofft, dass ihm viele folgen werden. In seiner Verhandlung entschuldigt er sich gar dafür, nicht mehr Menschen getötet zu haben. Jeder klar denkende Mensch wird in ihm sofort den verklärten Wahnsinn erkennen, den abgrundtiefen, unerklärlichen Hass gegenüber dem Islam und allen, die er selbst als Förderer der Islamisierung sieht. Wer käme schon auf die Idee Kinder und Jugendliche auf einer Ferieninsel umzubringen, nur weil diese Kinder in sozialistischen Familien großgezogen werden.
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Die Suche nach dem Kollektiv
Doch wo ist dieses Kollektiv, dem sich Breivik zugehörig fühlt? Wo sind die Menschen, von denen er glaubt, dass sie seine Taten gutheißen? Gibt es diese wirklich und sind diese vielleicht sogar mitten in unserer Gesellschaft?
Ich begebe mich auf die Suche nach Menschen, denen Breivik im Internet begegnen hätte können, und von denen er glauben hätte können, dass es Gleichgesinnte sind. Das Profil nach dem zu suchen ist, ist schnell erstellt. Ich suche Rechtsextreme, Ausländerfeindliche, Islamophobe, Antisemiten, Nationalisten und alle, die Andersdenkende hassen. Doch damit nicht genug! Damit man Menschen vom Schlage Breiviks finden kann, muss man noch mehr Dinge berücksichtigen. Die Suche wird eingegrenzt, in dem ich zusätzlich unter den oben genannten Personen nur jene heraussuche die Gewalt verherrlichen, sich mit Waffen schmücken, Waffen - legal oder illegal – horten, Waffenübungen abhalten, Wehrhaftigkeit hoch halten und zu Gewalt gegenüber Andersdenkenden aufrufen.
Jetzt sollte man meinen, solche Personen werden doch wahnsinnig schwer zu finden sein, denn die potenziellen Massenmörder von morgen versuchen natürlich so gut als möglich unerkannt zu bleiben. Falsch! Solche Menschen haben, genau wie Breivik, das Bedürfnis sich zu präsentieren. Sie wollen und brauchen die Aufmerksamkeit, um sich von gleichgesinnten bestärken zu lassen. Außerdem brauchen der Hass und die Wut auf andere Religionen, Kulturen oder Meinungen einen Nährboden. Wenn jemand alleine in seinem Zimmer sitzt, wird er nicht nach und nach mehr und mehr von dem Gedanken besessen sein, eine Gruppe sozialistischer Kinder und Jugendlicher umzubringen.
Wehrsportübungen
Auf der Suche nach passenden Kandidaten stolpere ich zuerst über die so genannten "freien Kameradschaften". Diese fallen vor allem durch Wehrsportübungen auf, die als paramilitärische Ausbildung gesehen werden können, und der Wehrhaftigkeit des Deutschen Volkes dienen. Absolventen solcher Wehrsportübungen sehen sich oft als Elite und Speerspitze gegen Bedrohungen gegenüber ihrer Rasse. Bei solchen Wehrsportübungen werden sogar Hinrichtungen geübt und simuliert. Doch ist jeder, der an solchen Wehrsportübungen teilnimmt ein potenzieller Massenmörder? Definitiv nicht, aber der Gedankengang ist dem von Breivik relativ ähnlich. Man glaubt, es gäbe eine Bedrohung von außen, der man sich mit Waffengewalt stellen muss und trainiert mit anderen gemeinsam für den Tag, an dem seine Ideale und Werte mit der Waffe verteidigt werden müssen. Dass es immer noch ein großer Schritt ist, von Wehrsportübungen und simulierten/geübten Hinrichtungen bis zu einem Massenmord mit Hinrichtungen von Kindern ist natürlich unbestritten. Trotzdem kann man eine gewisse Ähnlichkeit der Gedanken nicht abstreiten. Es wird sich darauf vorbereitet abseits von regulären militärischen Auseinandersetzungen seine Ideale mit Waffengewalt durchzusetzen.
Harmlose Vereine oder Gefahr von rechts?
Ich suche weiter, und stoße als nächstes auf schlagende Burschenschaften. Durch die Mensur wird der Wille und der Mut gestärkt im Angesicht des Feindes – so oder so ähnlich lautet der Grund, warum man sich mit einem Säbel gegenseitig das Gesicht nachhaltig negativ verändert. Auch hier kann man einen direkten Vergleich herstellen, denn die Idee, wehrhaft zu sein, und sein gegenüber auch mit Waffengewalt aufhalten zu können, kann kein zukunftsweisendes Konzept für den Umgang mit Andersdenkenden sein. Hier wäre der Schritt zu Taten wie Breiviks wohl noch einmal um ein 'zigfaches größer, als bei Teilnehmern von Wehrsportübungen.
Die Zwickauer Terrorzelle
Die nächsten, die schnell gefunden waren, sind die Mitglieder der „Zwickauer Terrorzelle“, die sich selber „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) nennen. Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe sind für den Tod mehrerer Personen verantwortlich. Neben den vielen Banküberfällen und dem Mord an einer Polizistin, hat die Zwickauer Terrorzelle aus einem rassistischen Tatmotiv heraus auch mehrere ausländische Gewerbetreibende ermordet. Diese drei und ihr Umfeld, das sie nicht nur gedeckt hat, sondern auch mit Waffen und Munition ausgestattet hat, ist sicher ein Teil dieses Kollektivs, dem Breivik sich zugehörig fühlt.

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Wer ist jetzt das Kollektiv?
Populistische Politiker versuchen mit Themen wie „Ausländer raus!“ „Türkei nicht in die EU!“ „Daham statt Islam“ Wählerstimmen zu gewinnen, und vergessen dabei, dass sich solche Personen wie Breivik damit in ihren Absichten bestärkt sehen. Bewusst oder unbewusst, aber jeder, der Hetzkampagnen gegen Minderheiten startet, sollte sich darüber im klaren sein, dass er damit Leuten wie Breivik zu verstehen gibt, dass sie eine Lobby haben. Möglicherweise fühlen sie sich dadurch auch noch legitimiert in ihrem tun.
Die Menge der Personen, die islamophobe, homophobe, antisemitische Politik gutheißen sind das Rückgrat eines jeden rechtsextremen Schlägers oder Mörders, denn er hat das Gefühl für jemanden anderen einzustehen und glaubt wirklich das Richtige zu tun. - Das ist sein Kollektiv. Breivik hatte Angst vor der Zukunft, er hatte Angst vor anderen Kulturen und Menschen und er hatte Angst davor, dass zu viele Muslime in sein Land kamen. Und wer weiß, vielleicht war das letzte Bild, dass sich ein Herr Breivik angeschaut hat, bevor er loszog um siebenundsiebzigfachen Mord zu begehen diesem hier sehr ähnlich.

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Autorin Veronika Platt schreibt für “Spiegel der Gesellschaft”.
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Die Autorin kritisiert die Gewaltaffinität rechter Verbände und Organisationen, drückt sich an heiklen Stellen aber betont vorsichtig aus. Eine schon oft gestellte Frage steht im Vordergrund: Bereiten rechte und rechtsextreme Parteien ein Klima auf, das unter entsprechenden Umständen zu Gewalttaten motivieren kann? Nach den Anschlägen in Norwegen ist das von Vertretern einer solchen Ideologie empört zurückgewiesen worden. Es hieß, man wolle mit Breivik nicht in Verbindung gebracht werden. Er sei als wahnhaftes Individuum ohne Beziehungen zu betrachten.
AntwortenLöschenIst es wirklich so einfach? In heiklen, sozialen Fragen agiert unter anderem die FPÖ auf einem sehr unsachlichen Niveau. Sie benutzt Karikaturen und Floskeln nicht deshalb, um an die Vernunft des Bürgers zu appellieren, sondern um ihn emotional zu involvieren. Straches Verhalten auf seiner Facebookseite provoziert seine Anhänger auf eine Weise, die sie zu gewaltverherrlichenden Äußerungen bishin zu Mordaufrufen veranlasst. Nun kann es natürlich sein, dass er diese Provokation nicht beabsichtigt. Dann muss man ihm allerdings unterstellen, dass ihm die Voraussicht für offensichtliche Folgen seines Handelns fehlt.
Etwas mehr Sachlichkeit und Feingefühl wäre deshalb bei Themen, die existentielle Belange und Ängste von Menschen berühren, durchaus angebracht. Rechten Parteien ist auf jeden Fall zum Vorwurf zu machen, dass sie dies oftmals auf verantwortungslose Weise vermissen lassen.
Ich habe zu dem Thema vor längerer Zeit auch einmal einen Blogeintrag verfasst: http://nachtliteratur.wordpress.com/2011/09/28/zu-rechtsextremer-gewalt/
Danke für Dein Kommentar - ich stimme Dir absolut zu!
AntwortenLöschenGerade deshalb ist es auch so wichtig, auf Missstände in diesen Bereichen, Stichwort Karrikatur, aufmerksam zu machen, finde ich...
Schönen Abend!
Alleine, dass Brevik sich äussern durfte und dürfen wird, ist sein Sieg. Und dann noch auf Kosten des Steuerzahlers und Rundfunkteilnehmers. Solange Individuen wie er nicht straff ignoriert werden haben sie eine Chance. Ich als Richter hätte vor der letzten Hassrede Breviks vor Gericht dem Publikum die Chance gegeben, den Saal zu verlassen und die Rede nicht veröffentlicht. Das wäre kein Sieg für ihn gewesen.
AntwortenLöschenSelbst ein Tdesurteil wäre für ihn ein Sieg, erhebt es ihn doch zum Märtyrer seiner Sache.
Brevik? Wer ist Brevik? Rechtsradikalismus ist unser Problem.
@ Harald: Eine Demokratie bewahren indem man undemokratische Mittel wie Zensur einsetzt? Damit wird man das Geschwür der Intoleranz nicht ausrotten. Dazu bedarf es Aufklärung. Lasst diese Wahnsinnigen und Menschenfeinde doch frei sprechen. Umso deutlicher wird wie irrsinnig und wiedersprüchlich ihre Ideologie ist. Mit Verboten schafft man lediglich eine Mystifizierung.
AntwortenLöschenDanke für Eure Postings!
AntwortenLöschenMario ich persönliche stimme Dir zu - bin da absolut Deiner Meinung...
Liebe Grüße
ich denke mal Brevik hat in seiner Rede soviel gegen die schwedische Verfassung verstoßen, dass ich nicht denke, dass die Presse demokratisch genötigt ist sich zum Werkzeug zu machen dies nicht zu veröffentlichen.
AntwortenLöschenUnd viele werden sich von der Rede abgestoßen fühlen, aber nicht wenige werden ihm in einigen Punkten Recht geben. Gegen eine Straftat, so sehe ich dies, undemokratische Mittel anzuwenden, Haft, Rechtsentzug etc ist okay.