Die Wahl in Griechenland ist vorbei, das Ergebnis wie erwartet knapp. Die Frage ist nur, was heißt das jetzt? Der Sieg der Konservativen wird in den Medien als Erfolg für die Europäische Union und den Euro gelobt. „Die Mehrheit der Griechen stimmt für den Euro“, ist oftmals die Grundaussage. Zu beachten ist, dass die Wahlbeteiligung bei 62 Prozent (Stand 18. Juni, 10 Uhr) lag. Neo Dimokratia reichen rund 30 Prozent der Stimmen für den Wahlsieg, aber ist dieses Ergebnis wirklich so zu interpretieren, dass sich „die Griechen“ für den Euro und die EU entschieden haben? Von allen Wahlbeteiligten waren nur 60 Prozent wählen und von diesen 60 Prozent haben wiederum 2 von 3 Menschen gegen Neo Dimokratia gestimmt! Von allen Wahlberechtigten waren also nur rund 18 Prozent für die konservative Partei – ob diese 18 Prozent genügend Engagement und Durchsetzungskraft haben, um das Land zu stabilisieren und gemeinsam mit einer Partei, deren Linie sich mit jener von ND nicht gerade deckt, eine erfolgreiche Regierung auf die Beine zu stellen, bleibt abzuwarten.
Ebenfalls als erschreckend anzumerken ist, dass die Wahlbeteiligung trotz der misslichen Lage der Nation und gewiss auch der dort lebenden Bevölkerung, mit 60 Prozent nicht besonders hoch ist. Diese Wahl stellte eine richtungsweisende Entscheidung dar und alle Griechen hatten die Möglichkeit an der Entscheidungsfindung zu partizipieren! Wie kommt es, dass Menschen denen es zwar schlecht geht, die direkt und mit voller Wucht Betroffene dieser Entscheidung sind, trotzdem nicht die Chance wahrnehmen um ihre Meinung kundzutun, wie auch immer diese aussehen mag? Ist es nicht bedenklich, wenn mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten so wenig Interesse am Mitbestimmungsrecht ihrer Zukunft haben?
So erfreulich der Sieg der Neo Dimokratia vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag, so schockierend bleibt doch die geringe Wahlbeteiligung bei einer derartig wichtigen Entscheidung.
In Österreich steht bei einer Wahl nicht annähernd so viel auf dem Spiel wie bei der vergangenen Wahl in Griechenland. Selbstverständlich ist die heimische, niedrige Wahlbeteiligung ebenfalls ein Ärgernis und eigentlich eine Schande, sofern Bedacht darauf gelegt wird, wie hart das allgemeine Wahlrecht erarbeitet wurde und wie lange dies gedauert hat. Die Demokratie als wichtigste Grundlage unserer Gesellschaft darf nicht als selbstverständlich hingenommen werden! Es ist für einen funktionierenden Staat von größter Relevanz engagierte Menschen zu haben, die die Bedeutung der Rechte, die das Volk durch ein demokratisches System erlangt, kennen und zu schätzen wissen – in Griechenland genauso wie auch in Österreich und in allen anderen Demokratien dieser Welt. Seien wir uns dessen bewusst und sehen wir die Wahl in Griechenland als Weckruf zur intensiveren Nutzung unserer demokratischen Rechte und Möglichkeiten
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aua, ich sehe das genau anders rum. Nur 29% der 60% Wähler sind GEGEN den Euro und dem Verbleib in der EU, denn sonst wäre die Wahl mit höherer Beteiligung und anders ausgefallen. Also knapp 1/5 der Bevölkerung.
AntwortenLöschenIch denke diese Menschen sind einfach nicht genügend aufgeklärt worden. Da sitzen welche oben in Europa und sagen "tu dies und das und dann kriegt ihr Geld". Das und sicher nicht mehr, ist bei der Bevölkerung angekommen. Um ehrlich zu sein, um dies zu akzeptieren würde ich auch nicht an der Wahl teilnehmen. Was für Chancen die EU und eine Regierung die "einen Arsch in der Hose" hat bringt und mit dem Volk und der europäischen Wirtschaft spricht und sich von beiden etwas sagen lässt, weiss in Griechenland scheinbar kein Mensch.
Dass in ein Europa kein Land existieren kann was dermassen korrupt und für das Jetzt lebt ist wohl langsam deutlich geworden. Also Griechen, passt euch an und hört zu. Und Europa, nein, sie können es nicht alleine, sie sind völlig unerfahren. Helft nicht mit Geld, sondern Taten. Ein Gremium muss her, was Griechenland weisungsbefugt aus dem Dreck zieht. Ein Tilgungsfont tut den Rest.
Lieber HSchnitzler,
AntwortenLöschenIhrem ersten Satz kann ich zustimmen - da denken Sie wohl positiver als ich.
Für viele Griechen ist die Situation mit Sicherheit schwer einschätzbar und überfordernd. Eine eigene Stelle auf EU-Ebene einzurichten, die weisungsbefugt in Griechenland eingreift, halte ich für schwierig. Wächst die Bevormundung, wächst vermutlich auch der Widerstand. Wünschenswert und notwendig ist die Unterstützung Griechenlands einerseits mit finanziellen Mitteln, andererseits selbstverständlich aber auch mit wirtschaftlichem Fachwissen.
Learning by doing ist eine riskante Methode in dieser Situation.
ich denke die niedrige Wahlbeteiligung ist tatsächlich begründet in der Überforderung der Griechen mit der Situation und den dahinterliegenden notwendigen Fachkompetenzen.
AntwortenLöschenAber, in der Wirtschaft wird einer Firma ein Spezialist vorgesetzt, der entweder die Insolvenz abwickelt oder einen Neustart der Firma einleitet. Da hat der Vorstand oder wer auch immer relativ wenig zu sagen. Warum das nicht auch mit Staaten? Hier besteht immer die Möglichkeit, dass die Priorität der Parteien nicht die Lösung des Problems, sondern die Wiederwahl ist.
Für jeden "Mist" wird heute ein Gremium eingesetzt und dem Staate letzendlich diktiert was er zu tun und zu lassen hat, bis er EU-konform denkt und lenkt. Aber bei solch wichtigen Entscheidungen, die die gesamte EU angehen, soll das nicht gelten? Sehr seltsam. Spielt da nicht die unterschwellige Angst der einzelnen Staaten mit, als Kleinstaat von den Großen überrumpelt zu werden. Ist dagegen aber die EU nicht eine demokratische Gemeinschaft wo schlicht das Mehrheitenrecht gilt und man sich dem demokratischen Entschluss dieser Mehrheit unterwerfen muss? Man kann sich in eine Gemeinschaft eingeben, aber das Ego sollte hinter dem Willen der Gemeinschaft verschwinden.