Patrick Quantschnig aus Klagenfurt-Viktring ist momentan Zivildiener und schickte uns seine nachstehende Meinung zur aktuellen Debatte.
Die allgemeine
Wehrpflicht ist eine Tradition, die seit 1866 besteht, damals noch in den Österreich -
Ungarischen Landstreitkräften. Nun, viele Jahre nach ihrer Einführung werden
sie und ihre Lebensberechtigung infrage gestellt.
Wir befinden uns im Jahr 13 des 21. Jahrhunderts. In den
meisten der so genannten westlichen Welt wurde die allgemeine Wehrpflicht
bereits abgeschafft; aus finanziellen, aber auch aus moralphilosophischen
Gründen.
Seit einigen Jahren wird nun auch in Österreich darüber
diskutiert, um genau zu sein seit der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ)
in einem relativ inhaltslosen Wahlkampf das Thema Wehrpflicht für sich gefunden
hat. Diese hitzige Debatte gipfelt nun in der Volksbefragung am 20. Jänner. Das Land ist in dieser Frage tief geteilt.
Diskussionen sind jetzt, kurz vor der Befragung, allgegenwärtig.
Sehen wir uns nun die Argumente beider Seiten näher an. Oft,
gerade von älteren Personen, wird die Disziplin, die man dort angeblich lernt,
zur Rechtfertigung des Bundesheeres gebraucht. Ein junger Mann müsse Disziplin,
Respekt und Pünktlichkeit erlernen, hört man oft in Gesprächen zu besagten
Thema. Außerdem bräuchten wir das Heer zur Katastrophenbewältigung, zum Schutze
der Bevölkerung und überhaupt: Was war und ist, das soll auch bleiben!
Veränderungen sind unerwünscht; das Neue, Beispiel Freiwilliges Soziales Jahr wird als nicht überlebensfähig, ja gefährlich angesehen, da offenbar das Vertrauen in die Jugend und ihren Willen zum sozialen Engagement nicht gegeben ist. Lieber wird ein unmodernes Zwangssystem erhalten, unterstützt, welches junge Männer zum Dienste an der Waffe oder am Menschen verpflichtet. Auf diese Weise würde Solidarität erlernt werden, so Vize-Kanzler Spindelegger (ÖVP). Doch bildet sich Solidarität nicht aus einem Zwang heraus, sondern schlichtweg aus dem Bedürfnis, mit anderen Menschen mitzufühlen und ihnen in weiterer Folge auch zu helfen. Das Solidaritätsverständnis Spindeleggers, bzw. der ÖVP, ist hier insofern ein sehr merkwürdiges.
Veränderungen sind unerwünscht; das Neue, Beispiel Freiwilliges Soziales Jahr wird als nicht überlebensfähig, ja gefährlich angesehen, da offenbar das Vertrauen in die Jugend und ihren Willen zum sozialen Engagement nicht gegeben ist. Lieber wird ein unmodernes Zwangssystem erhalten, unterstützt, welches junge Männer zum Dienste an der Waffe oder am Menschen verpflichtet. Auf diese Weise würde Solidarität erlernt werden, so Vize-Kanzler Spindelegger (ÖVP). Doch bildet sich Solidarität nicht aus einem Zwang heraus, sondern schlichtweg aus dem Bedürfnis, mit anderen Menschen mitzufühlen und ihnen in weiterer Folge auch zu helfen. Das Solidaritätsverständnis Spindeleggers, bzw. der ÖVP, ist hier insofern ein sehr merkwürdiges.
Auch das erwähnte Argument der Disziplin lässt sich leicht
entschärfen: Es ist nicht Disziplin, die man im Heer in der Ausbildung
erlernt, sondern blinder Gehorsam dem
Vorgesetzten gegenüber. Also genau das, was wir in einer aufgeklärten Gesellschaft
nicht haben wollen. Blinde Gefolgschaft. Denn diese ist überaus gefährlich; in
der Schule sollen die jungen Menschen zu kritischen Bürgern herangezogen
werden, nur damit sie danach sechs Monate lernen, „Ja und Amen“ zu sagen, blind
Befehlen zu gehorchen und den Mund zu halten?
Ein weiterer Faktor der Argumentation der Pro-Wehrpflicht
Seite ist der Sicherheitsfaktor. Doch, nüchtern betrachtet, was sollen Rekruten
mit einer Ausbildung von wenigen Monaten gegen Cyber-Attacken, Drohnen- und
Raketenangriffe sowie Special Forces (Spezialeinheiten) unternehmen? Denn so
sieht die moderne Kriegsführung des 21.Jahrhunderts aus. Die Antwort ist
denkbar einfach: Nichts. Sie könnten nichts ausrichten. Doch das müssten sie
auch nicht, denn die ganze Frage ist obsolet: Denn Österreich befindet sich in
einer denkbar angenehmen Situation, mitten in der Europäischen EU, obendrein
als neutrales kleines Land. Es wäre im Berufsheer, so es kommt, also nicht
einmal eine Ausbildung an der Waffe nötig. Eine Elite-Pionier Einheit wäre eine
ideale Lösung. Best ausgebildete Truppen mit modernen Maschinen zur Bewältigung
auch größerer Katastropheneinsätze.
Nun zum zweiten Teil: Dem ehemaligen Stiefkind der
Wehrpflicht. Dem Zivildienst. Voran schicke ich folgende Frage: Wer möchte,
dass seine kranke Großmutter von Zwangsverpflichteten, praktisch nicht
ausgebildeten, Zwangsverpflichteten betreut wird? Ich möchte keineswegs sagen,
dass alle Zivildiener unbehände und
unwillig agieren, trotzdem muss man einfach zugeben, dass es für viele
junge Männer schlichtweg das kleinere Übel ist, anstatt des Dienstes im
Bundesheer den Zivildienst auszuführen. Es mag sehr vielen Zivildienern Spaß
machen, ihren Dienst zu leisten, doch bleibt immer ein Gedanke im Hinterkopf:
Es ist ein Zwangsdienst. Man ist eine billige Arbeitskraft. Das ist ein
unumstößliches Faktum.
Und ist es nicht mehr als bedenklich, dass ein
Gesundheitssystem von billigen, zwangsverpflichteten Hilfsarbeitskräften in
Form von Zivildienern abhängig ist? Läuft da nicht etwas gewaltig falsch?
Natürlich birgen Reformen, Veränderungen und Erneuerungen
immer gewisse Risiken in sich. Doch Stagnation ist in diesen Zeiten des
Fortschritts mit Rückständigkeit, ja sogar Rückschritt verbunden. Am 20. Jänner
wird sich also zeigen, ob die Österreicher weiter im Dornröschenschlaf
verweilen, oder Mut zum Neuen aufbringen.
Sehr richtig, stimme absolut zu, daher stimme ich heute gegen Zwangsdienste.
AntwortenLöschenErich Rudolf, Wien
Heute dagegen stimmen. Ich stimme den hier vorgebrachten Argumenten vollkommen zu.
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