In Ergänzung zu meinem derzeit betont gesellschaftskritischen
Programm auf dem Blog möchte ich heute über Konsum schreiben. Dies ist
ein facettenreiches Thema mit großer Bedeutung für unseren Alltag.
Insbesondere will ich die Frage beantworten, was bewusster und
verantwortungsvoller Konsum bedeuten und weshalb es das eigene Wohl
befördert, bewusst zu konsumieren.
Viele Konsumenten in unseren
Breiten haben die Einstellung, dass es höchstens einen Grund gibt, sich
ein Produkt nicht anzuschaffen, obwohl sie es gerne haben würden; und
zwar den, dass es zu teuer ist. Nach dieser Auffassung gibt es für einen
vermögenden Menschen gar keinen Grund, weshalb er irgendetwas nicht
kaufen sollte, das ihm gefällt. In der Tat gibt es aber unzählige.
Während der Produzent nur ungern darüber spricht und der Konsument
nichts davon wissen will, werden die meisten Produkte unseres täglichen
Bedarfs unter grauenhaften Bedingungen und unter der Ausbeutung von
Umwelt, Mensch und Tier hergestellt. Obwohl dies schon vor geraumer Zeit
durch diverse Dokumentationen allgemein bekannt wurde, hat es auf das
Konsumverhalten der Menschen keinen merkbaren Einfluss genommen. Zu
wenig greifbar ist der Hintergrund der Produktion einer Ware für den
Konsumenten, der sich deshalb nicht verantwortlich fühlt, zu
schwerwiegend scheint der Verzicht. Man sieht sich nicht in der Pflicht
und fühlt sich auch gar nicht unwohl oder gewissenlos dabei, sondern in
guter Gesellschaft.
Durch den Überfluss an Produkten entstehen beim Konsumenten Nöte, die ich künstliche Bedürfnisse
nennen will. Sie unterscheiden sich von natürlichen Bedürfnissen
dadurch, dass sie sich erst durch die Gewöhnung an einen ganz bestimmten
Umstand, also durch den Konsum selbst entwickeln. Während Hunger ein
natürliches Bedürfnis eines Menschen ist, ist es etwa ein künstliches,
Fleisch essen zu wollen. Während der Drang nach Unterhaltung ein
natürliches Bedürfnis ist, ist es ein künstliches, Fernsehen zu wollen.
Während der Drang nach sozialer Interaktion ein natürliches Bedürfnis
ist, ist es ein künstliches, auf Facebook sein zu wollen.
Man sieht
recht schnell, dass vielen Produkten, die wir konsumieren, die
Eigenschaft innewohnt, dass sie sich der grundlegenden natürlichen
Bedürfnisse bedienen und daraus künstliche Bedürfnisse nach dem Produkt
erwachsen lassen. Je besser das gelingt, desto erfolgreicher ist das
Produkt. Problematisch wird dies auch erst dann, wenn die Befriedigung
des künstlichen Bedürfnisses im Rahmen des Konsumierens eines Produktes
mit der Befriedigung des zugrundeliegenden natürlichen Bedürfnisses
nichts mehr zu tun hat.
Daraus können viele mehr oder weniger stark
ausgeprägte Abhängigkeiten entstehen. Je höher der Lebensstandard eines
Menschen ist, umso größer ist auch die Zahl seiner Abhängigkeiten von
bestimmten Lebensumständen, umso mehr Dingen bedarf er, um ein
zufriedenes Leben führen zu können. Ständig ist er in der Not,
konsumieren zu müssen, um sich zu befriedigen.
Es gibt einige Güter,
die viele Individuen in dieser Gesellschaft benötigen, um beruflich und
privat nicht fortwährend mit Schwierigkeiten konfrontiert zu sein. Dazu
gehören heutzutage beispielsweise oft ein Internetzugang oder auch
mobile Erreichbarkeit. Verantwortungsvolles Konsumieren soll deshalb
nicht den generellen Verzicht bedeuten. Es bedeutet nach meiner Ansicht,
den Kauf von unnötigen Produkten zu vermeiden. Wer verantwortungsvoll
konsumiert, informiert sich so weit als möglich über die von ihm
gekauften Waren und legt Wert auf umwelt-, tier- und sozialethische
Kriterien. Er kritisiert die fehlende Nachhaltigkeit von
profitorientierten Produktionen und behandelt seinen eigenen Besitz
möglichst schonend.
Bewusstes Konsumieren bedeutet die Vermeidung der
Entstehung von Abhängigkeiten aus künstlichen Bedürfnissen heraus. Wer
abhängig vom Konsum unzähliger Produkte ist, ist ständig unbefriedigt,
hat keinen Respekt vor der Ware und kann nicht verantwortungsvoll
konsumieren.
In unserer Gesellschaft ist verantwortungsloses und
unbewusstes Konsumieren die Regel. Es beginnt bei ständiger
Nahrungsaufnahme und hört beim Besitz von unzähligen elektronischen
Geräten auf. Ich hoffe, ich konnte den Leser zu kritischen Gedanken
ermutigen.
Autor
Markus Hittmeir betreibt eine Wordpress-Seite und veröffentlicht dankenswerter Weise seine Texte auch hier auf der Plattform. Besondere Anerkennung sollte auch seinen Kurzgeschichten entgegengebracht werden, auch ein Buch veröffentlichte er bereits.
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