Die Vermögenssteuer wird in unterschiedlichen Formen und Zusammenhängen relativ regelmäßig diskutiert. Ich befürworte sie prinzipiell, also unter gewissen Bedingungen, die ich im Folgenden ausführen werde.
Bei geeigneter Umsetzung halte ich die Besteuerung von Vermögen für 
möglich, ohne dass Leistung zum Zweck eines hohen Einkommens seine 
Attraktivität verliert. Es sollte Selbstverständlichkeit werden, dass 
Vermögende einen Teil ihres Geldes abgeben, der dann entsprechend 
verwendet wird; beispielsweise für die Entwicklungshilfe, die in 
Österreich üblicherweise auf einem äußerst niedrigen Stand ist. Wozu man
 die finanziellen Mittel benützen könnte, möchte ich im folgenden 
Beitrag aber nicht besprechen. Dies ist ein anderes Thema.
Um zu gewährleisten, dass Leistung in finanzieller Hinsicht attraktiv
 bleibt, hat man darauf zu achten, dass der abzugebende Teil nicht zu 
groß ist; nämlich gerade so klein, dass Vermögende ihren gewohnt hohen 
Lebensstandard beibehalten können, wenn sie denn einen solchen überhaupt
 haben. Davon abgesehen ist meiner Ansicht nach keine besondere 
Rücksicht darauf zu nehmen, ob jemand durch Arbeit oder auf anderem Weg 
zu diesem Lebensstandard gekommen ist. Wer nämlich eine solche Rücksicht
 fordert, der setzt das Gerechtigkeitsideal voraus, dass es einen direkt
 proportionalen Zusammenhang zwischen erbrachter Leistung und der Höhe 
der Entlohnung gibt. Das ist jedoch in der Realität nicht der Fall.
Würde sich die Höhe der Entlohnung nämlich tendenziell daran 
orientieren, wie anstrengend die Beschäftigung ist, dann wären wohl 
viele der Berufsgruppen, die am schlechtesten bezahlt werden, plötzlich 
ganz oben auf der Gehaltsliste. Die Höhe der Entlohnung orientiert sich 
tendenziell vielmehr daran, wieviele Menschen dazu imstande sind, die 
entsprechende Arbeit auszuführen. Deswegen sind jene am besten bezahlt, 
für die man langjährige Ausbildungen benötigt, und zwar auch dann, wenn 
sie eigentlich nicht sonderlich anstrengend sind. 
Diese Ausbildungen 
kann man aber nur dann absolvieren, wenn man besondere Fähigkeiten 
mitbringt, etwa überdurchschnittliche Intelligenz. Ob man solche 
Fähigkeiten hat, ist aber wiederum dem Zufall überlassen, und gewiss 
nichts, das an sich zu würdigen wäre.
Es ist, wie John Rawls in seinem Werk anmerkte, grundsätzlich in Ordnung
 und vermutlich leider irgendwie notwendig, Menschen mit besonderen 
Fähigkeiten durch die Verlockung hoher Belohnung zur Entfaltung 
ebendieser zu verleiten. Wenn allerdings von großer Leistung die Rede 
ist, dann verbinden wir damit immer auch große Anstrengung. Gut bezahlte
 Berufe können, müssen aber nicht notwendigerweise sehr anstrengend 
sein. Für schlecht bezahlte Berufe gilt dasselbe.
Da Leistung demnach als objektiver Maßstab für eine gerechte 
Entscheidung in dieser Frage ausscheidet, bleibt ohnehin nur noch das 
Vermögen an sich als Kriterium. Es lässt sich meines Erachtens jedoch 
allgemein beurteilen, dass es Menschen mit einem entsprechend hohen 
Lebensstandard zuzumuten ist, dass sie einen kleinen Beitrag für das 
Allgemeinwohl abgeben.
Wer seine Arbeit gerne und nicht nur des Geldes wegen macht und darüber 
hinaus zufrieden mit sich und seinem Leben ist, wird sich kaum an einer 
solchen Abgabe zu einem gemeinnützigen Zweck stören. Hingegen wird 
jemand, der seine Arbeit nur des Geldes wegen macht und grundsätzlich 
nie zufrieden sein kann mit dem, was er hat und was er ist, wohl an 
beinahe jeder seiner sozialen Zwecken dienlichen Abgaben etwas 
auszusetzen haben, egal welchen Namen und vernünftigen Grund diese haben
 mag.
Autor
Markus Hittmeir betreibt seine Homepage "Nachtliteratur" und veröffentlicht seine Texte mit Bezug zu Wirtschaft und Politik auch auf der Plattform. Besonders hinweisen möchten wir auf seine großartigen Kurzgeschichten! 
 
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