7. November 2012

Zu Vermögenssteuern

Die Vermögenssteuer wird in unterschiedlichen Formen und Zusammenhängen relativ regelmäßig diskutiert. Ich befürworte sie prinzipiell, also unter gewissen Bedingungen, die ich im Folgenden ausführen werde.

Bei geeigneter Umsetzung halte ich die Besteuerung von Vermögen für möglich, ohne dass Leistung zum Zweck eines hohen Einkommens seine Attraktivität verliert. Es sollte Selbstverständlichkeit werden, dass Vermögende einen Teil ihres Geldes abgeben, der dann entsprechend verwendet wird; beispielsweise für die Entwicklungshilfe, die in Österreich üblicherweise auf einem äußerst niedrigen Stand ist. Wozu man die finanziellen Mittel benützen könnte, möchte ich im folgenden Beitrag aber nicht besprechen. Dies ist ein anderes Thema.

Um zu gewährleisten, dass Leistung in finanzieller Hinsicht attraktiv bleibt, hat man darauf zu achten, dass der abzugebende Teil nicht zu groß ist; nämlich gerade so klein, dass Vermögende ihren gewohnt hohen Lebensstandard beibehalten können, wenn sie denn einen solchen überhaupt haben. Davon abgesehen ist meiner Ansicht nach keine besondere Rücksicht darauf zu nehmen, ob jemand durch Arbeit oder auf anderem Weg zu diesem Lebensstandard gekommen ist. Wer nämlich eine solche Rücksicht fordert, der setzt das Gerechtigkeitsideal voraus, dass es einen direkt proportionalen Zusammenhang zwischen erbrachter Leistung und der Höhe der Entlohnung gibt. Das ist jedoch in der Realität nicht der Fall.



Würde sich die Höhe der Entlohnung nämlich tendenziell daran orientieren, wie anstrengend die Beschäftigung ist, dann wären wohl viele der Berufsgruppen, die am schlechtesten bezahlt werden, plötzlich ganz oben auf der Gehaltsliste. Die Höhe der Entlohnung orientiert sich tendenziell vielmehr daran, wieviele Menschen dazu imstande sind, die entsprechende Arbeit auszuführen. Deswegen sind jene am besten bezahlt, für die man langjährige Ausbildungen benötigt, und zwar auch dann, wenn sie eigentlich nicht sonderlich anstrengend sind.
Diese Ausbildungen kann man aber nur dann absolvieren, wenn man besondere Fähigkeiten mitbringt, etwa überdurchschnittliche Intelligenz. Ob man solche Fähigkeiten hat, ist aber wiederum dem Zufall überlassen, und gewiss nichts, das an sich zu würdigen wäre.

Es ist, wie John Rawls in seinem Werk anmerkte, grundsätzlich in Ordnung und vermutlich leider irgendwie notwendig, Menschen mit besonderen Fähigkeiten durch die Verlockung hoher Belohnung zur Entfaltung ebendieser zu verleiten. Wenn allerdings von großer Leistung die Rede ist, dann verbinden wir damit immer auch große Anstrengung. Gut bezahlte Berufe können, müssen aber nicht notwendigerweise sehr anstrengend sein. Für schlecht bezahlte Berufe gilt dasselbe.

Da Leistung demnach als objektiver Maßstab für eine gerechte Entscheidung in dieser Frage ausscheidet, bleibt ohnehin nur noch das Vermögen an sich als Kriterium. Es lässt sich meines Erachtens jedoch allgemein beurteilen, dass es Menschen mit einem entsprechend hohen Lebensstandard zuzumuten ist, dass sie einen kleinen Beitrag für das Allgemeinwohl abgeben.

Wer seine Arbeit gerne und nicht nur des Geldes wegen macht und darüber hinaus zufrieden mit sich und seinem Leben ist, wird sich kaum an einer solchen Abgabe zu einem gemeinnützigen Zweck stören. Hingegen wird jemand, der seine Arbeit nur des Geldes wegen macht und grundsätzlich nie zufrieden sein kann mit dem, was er hat und was er ist, wohl an beinahe jeder seiner sozialen Zwecken dienlichen Abgaben etwas auszusetzen haben, egal welchen Namen und vernünftigen Grund diese haben mag.


Autor
Markus Hittmeir betreibt seine Homepage "Nachtliteratur" und veröffentlicht seine Texte mit Bezug zu Wirtschaft und Politik auch auf der Plattform. Besonders hinweisen möchten wir auf seine großartigen Kurzgeschichten!

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