1. November 2012

Basic Knowledge - Ratingagenturen


Ausgangslage
Unternehmen und Staaten benötigen laufend neue Kredite um ihre Zahlungsfähigkeit sicherstellen zu können. Die Fähigkeit alle Schulden zeitgerecht und in voller Höhe tilgen zu können, wird auch Liquidität genannt. Staaten und Unternehmen können diese benötigten finanziellen Mitteln auf verschiedene Arten beschaffen. Ein Beispiel wären Staatsanleihen. Das bedeutet, der Staat borgt sich von Privatpersonen Geld und zahlt dieses nach einem längeren, zuvor in der Anleihe fixierten, Zeitraum aus. 

Aus Sicht der Person, die das Geld zur Verfügung stellt ist es relevant zu wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Staat (oder das Unternehmen) das geborgte Geld nicht zeitgerecht, nicht in voller Höhe oder womöglich garnicht rückerstatten kann. Ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem solchen Zahlungsausfall kommt gering, so werden auch die Zinsen, die der Staat bereit ist für das geborgte Geld zu zahlen, gering ausfallen. Die positiven Auswirkungen dieser Tatsache sind, dass der Schuldner vergleichsweise günstiges Geld erhält und der Anleger eine sichere Investition tätigt (auch wenn diese dafür nur geringe Zinserträge liefert).



Wozu werden Ratingagenturen benötigt?
Ratingagenturen sind Unternehmen und keine staatlichen Institutionen. Jene Staaten und Unternehmen, die von einer Ratingagentur bewertet werden möchten, bezahlen dafür, denn es stellt einen enormen Aufwand dar, die finanzielle Lage eines Staates zu beurteilen. Ratingagenturen prüfen genau das oben beschriebene Problem. Das heißt, sie versuchen herauszufinden wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es zu einem Zahlungsausfall kommen wird. Je nach Ergebnis der Analysen wird ein Rating (AAA bis D) vergeben. Je besser das Rating ist, desto besser ist dies für den Staat, denn ein gutes Rating repräsentiert Sicherheit (geringe Wahrscheinlichkeit des Zahlungsausfalles). 

Bildquelle: emergency-usa.blogspot.co.at


Der Staat kann sich dementsprechend zu günstigen Konditionen Geld beschaffen. Aus diesem Grund werden Ratings von Staaten in Auftrag gegeben, denn ohne ein Rating wäre es vermutlich fast unmöglich, neue liquide Mittel zu beschaffen. Häufig lassen Staaten sich von mehreren großen Agenturen bewerten, damit für Anleger noch mehr Sicherheit gegeben ist.

Kritik an Ratingagenturen
Eine Ratingagentur wird von Menschen geführt – dementsprechend kann es auch zu Fehlern kommen. Vor dem Ausbruch der Krise gab es spektakuläre Fehlbewertungen von Banken, die wenige Wochen nachdem sie ein gutes Rating erhalten hatten, Pleite waren. Hier kommt aber auch dazu, dass alle Staaten und Unternehmen sich für Ratingagenturen selbstverständlich immer im besten Licht präsentieren wollen und alles tun, um eine möglichst gute Bewertung zu erhalten.

Bildquelle: llenrock.com


Die Macht der Ratingagenturen ist allerdings wesentlich geringer, als in den letzten Monaten in den Medien dargestellt wurde. Bewertet eine Ratingagentur, aus welchen Gründen auch immer, eine Organisation völlig falsch, so wird ein neues Rating bei einer anderen Agentur in Auftrag gegeben. Die Bewertungen sind dementsprechend so genau als möglich durchzuführen und Fehler werden hart bestraft, da diese sofort international bekannt werden und die gesamte Agentur an Beachtung, Wertschätzung und Relevanz am Finanzmarkt verliert. Ratingagenturen als „Inbegriff des Bösen“ darzustellen macht dementsprechend wenig bis garkeinen Sinn, wichtiger wäre es die Kunden der Agenturen dazu zu bringen, transparenter und ehrlicher zu arbeiten.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass momentan alle großen Ratingagenturen aus den USA stammen. Um hier Nachteile für Staaten der EU zu vermeiden wird intensiv an der Gründung einer europäischen Agentur gearbeitet. Diese hätte dann wohl mit Neubewertungen von Bundesstaaten und Konzernen in der USA einiges zu tun…


Autorin
Die Autorin ist Studentin und lebt in Niederösterreich.

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