Ich könnte heute wieder mit einer Zusammenfassung der bisherigen
Hintergründe und Ereignisse beginnen, aber das ist unnötig. Wer in den
letzten Tagen in irgendeiner Form die Nachrichten verfolgt hat, hat das
heutige Thema ohnehin mitbekommen. Nur folgende Kurzfassung: Ein Mensch,
der scheinbar viel Wert darauf legt, nicht erkannt zu werden, drehte
einen Film, in dem er den islamischen Propheten Mohammed nicht gut
dastehen ließ. Als Mörder, Kinderschänder und irgendwie auch als
Arschloch. Die Moslems der Welt bzw. die des arabischen Raums sind
daraufhin natürlich ziemlich angepisst, sie reagieren jedoch völlig
unangemessen. Ein kurzer Überblick:
Der Film und der Verantwortliche
Interessant ist erst mal der Produktionskontext der Mohammed-Parodie.
Der Name des Films lautet „Innocence of the Muslims“ (zu Deutsch: „Die
Unschuld der Moslems“) und geht auf die Kappe eines Kalifornier
Betrügers, dessen echter Name irgendwie nicht so klar festzustellen ist.
Die Filmcrew gibt sich im Nachhinein empört und behauptet, absolut
falsch informiert gewesen zu sein. Der Titel sollte ihrer Kenntnis nach
„Desert Warrior“ („Wüstenkrieger“) lauten. Offiziell ein Kriegsdrama.
Die Passagen über den angeblichen Propheten Mohammed seien im Nachhinein
synchronisiert worden – dies lässt sich kaum abstreiten, da das nicht
gerade gut geklappt hat.
Im Juli 2011 wurden nach ersten Informationen über den Film ein paar
Angaben gemacht: Es sollte sich um einen „historischen Abenteuerfilm in
der arabischen Wüste“ handeln. Regisseur: Alan Roberts. Produzent: Sam
Bassiel. Der Verdacht fiel auf den kalifornischen Betrüger Sam Bacile,
der bereits zuvor mehrere Klagen wegen Trickbetrug am Hals hatte.
Man ist sich der Identität des Verantwortlichen noch nicht zu 100 %
sicher, aber es handelt sich dabei höchstwahrscheinlich um einen Typen
namens Nakoula Basseley Nakoula. Da dieser Typ schon des Öfteren wegen
Identitätsfälschung auffällig geworden war (unter mehreren Synonymen –
wahrscheinlich auch wieder „Sam Bacile“ darunter, wurden fünfzehn
Kreditkarten auf falsche Namen eröffnet und abkassiert), ist es
naheliegend, dass dieser in mehrere Rollen dieser Angelegenheit
geschlüpft sein dürfte. Als die Dreharbeiten im Juni 2010 begannen, war
Nakoula frisch aus der 21-monatigen Haft entlassen worden.
Sam Bacile gibt sich in Interviews als kalifornischer Bauunternehmer
mit israelischem Pass. Er sei stolz auf sein Werk und habe nicht vor,
sich zu entschuldigen. Ein Mann, der zumindest behauptete, Nakoula
Basseley Nakoula zu sein, gab jüngst einem US-amerikanischen Radiosender
auf Arabisch ein Interview. Er bereue den Film nicht, der Tod des
US-Botschafters in Libyen stimme ihn jedoch traurig.
Finanziert wurde das Projekt laut der Sam Bacile /
Bauunternehmer-Version durch Spenden jüdischer Gemeinden. Es scheint
aber, als würde dahinter „Media for Christ“ stecken. Christliche
Aktivisten (Namen: Morris Sadek, Terry Jones) machten auf facebook
Werbung für den Film und Nakoula ist koptischer Christ. Passt zusammen.
Die meisten dieser Recherchen gehen auf die AP-Presseagentur zurück, die
hier erstaunlich schnell investigativen Journalismus betrieben hat.
Es wirkt, als hätte ein in Ägypten geborener Christ es nicht immer
leicht gehabt in einer islamistisch geprägten Gesellschaft. Er wandert
aus in die USA, vertritt dort seine Werte, wird Identitätsfälscher und
macht einen Film gegen die bösen Islamisten. Der ist nicht verhetzend in
der HC Strache-Form („Daham statt Islam!“), sondern erzählt eine
Geschichte, die Muslime als gewalttätig, primitiv und idiotisch
darstellt.
Reaktionen zeigen: Religion = bullshit
Und was ist die logische und sinnvollste Reaktion, die die Muslime
weltweit dafür finden? Sie verhalten sich gewalttätig, primitiv und
idiotisch.
In Teheran, der Hauptstadt des Iran, protestierten mehrere tausend
Menschen vor der Schweizer Botschaft (eine US-Botschaft gibt’s dort
nicht, zumindest nicht offiziell). Im Sudan wurde die deutsche Botschaft
angezündet, die Feuerwehr wurde von Demonstranten vom Einschreiten
abgehalten. In Tunesien überwanden die aufgebrachten Gläubigen die Zäune
der US-Botschaft, um dann mit Molotow-Cocktails um sich zu werfen und
sich gegenseitig in ihrem idiotischen Rausch zu verletzen. Bilanz: Drei
Tote, 28 Verletzte und eine abgebrannte (amerikanische) Schule. Und als
ob das nicht schon genug Kollateralschaden wäre: In Tripoli (Libanon)
wurde ein KFC angezündet. Kommt schon Leute, was kann KFC dafür? Bilanz:
Ein Toter, 25 Verletzte.
Seht euch die Situation doch mal an: Ein einziger Mensch produziert
ein Video, das qualitativ wirklich unter aller Sau ist. Anhänger einer
Religion fühlen sich dadurch persönlich angegriffen und zünden
Botschaften und Fast-Food-Lokale an! Was können die denn dafür? Was kann
die US-Regierung, was kann Christopher Stevens, der verstorbene
US-Botschafter in Libyen, dafür? Und vor allem: Wen interessiert dieser Scheiß?
Sogar ich als wahnsinnig überzeugter Atheist bin tolerant genug, um
Glauben zu respektieren. Sollt ihr doch an Gott glauben, und wenn ihr
euren Gott Allah nennt ist mir das auch egal. Die Religionsfreiheit ist
ein Menschenrecht – trotzdem wird im momentan nahezu anarchistischen
Mali die Scharia (das „Glaubensgesetz“ des Islam) mit Gewalt umgesetzt.
Trotzdem werden Botschaften angezündet, weil jemandem eine Meinung zu
seinem eigenen Weltbild nicht gefällt. In was für einer Welt leben wir
eigentlich, dass es sowas noch geben kann? Konflikte darüber, wer den
coolsten imaginären Freund hat?
Ich meine, es gibt auch noch genug tiefgläubige Christen auf der Welt, trotzdem dürfen Gott und Jesus in allen Massenmedien in den Dreck gezogen werden. In einer neuen ORF-Sendung blutet die Maria-Statue, bei South Park blutete sie aus der Vagina. Sprengen Christen jetzt die chinesische Botschaft aus Lust und Laune? Nein, tun sie nicht. Keine Ahnung was da los ist, warum Muslime sich aufführen wie Christen vor mehreren hundert Jahren. Selbe Geschichte, andere Namen, und viel unreifer.
Und, wen regt das auf? Macht man deswegen einen McDonalds kaputt?
Meinetwegen sollen sie sich weiter gegenseitig in ihrem Hass anzünden … die Menschheit ist immer noch total verkommen.
Autor
Blogger Steve Anorizz ist Journalist und schreibt unter www.steveanorizz.wordpress.com
An dieser Stelle wird nocheinmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass hier ausschließlich die Meinung des Autors Steve Anorizz zu lesen ist, der Betreiber der Plattform kann nicht für Inhalte haftbar gemacht werden.
An dieser Stelle wird nocheinmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass hier ausschließlich die Meinung des Autors Steve Anorizz zu lesen ist, der Betreiber der Plattform kann nicht für Inhalte haftbar gemacht werden.
Der Grund für die uns völlig unverständlichen Reaktionen von muslimischen Menschen auf diesen Film ist meiner Ansicht nach nicht in irgendeinem Unterschied zwischen Christentum und Islam, sondern in deren fehlender Bildung zu suchen. Die enorme Wichtigkeit der Religion, die Autoritätshörigkeit und die unvernünftigen Moral- und Rechtssysteme entsprechen eben solchen Staaten, in denen keine Aufklärung stattgefunden hat. Das Verhalten der Bevölkerung ist eine nachvollziehbare Konsequenz. Man sollte sich vor Augen halten, was auch im Artikel erwähnt wird: Solche Zustände gab es ebenso im christlichen Europa vor einigen Jahrhunderten. Menschliche Gesellschaften entwickeln sich nunmal auf diese Weise. Ich hoffe aber, dass diese Entwicklung in islamdominierten Staaten nicht so lange dauert, wie dies in Europa der Fall war.
AntwortenLöschenDas Video hat seinen Zweck ja wunderbar erfüllt. An allen Ecken und Enden an denen ich mit Menschen diesbezüglich spreche herrscht erstmal Unverständnis für die Reaktion der Menschen im nahen Osten und Nordafrika. Soweit, so nachvollziehbar. Ich verstehe ebenfalls weder religiösen Fanatismus noch Gewaltausbrüche.
AntwortenLöschenVordergründig ist das Problem also Video --> Islamisten --> Ausschreitungen.
Die Frage, die ich mir in der Regel als erstes stelle: Wem nützt das? Ich denke, das nützt alljenen die Gräben schaufeln wollen. Das nützt alljenen die "den Islam" dazu benutzen wollen uns Angst in die Köpfe zu pflanzen. Alljenen die davon profitieren, wenn wir mit Verachtung auf diese Menschen blicken, weil sie sich von einem Video zu solch brutalen Ausschreitungen haben provozieren lassen.
Ich denke nicht, dass diese Menschen wegen diesem Video auf der Strasse sind. Es mag der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wahrscheinlicher stehen und wüten sie dort, weil sie seit Jahren unter Spannung stehen, weil sie seit Jahren vom amerikanischen Imperialismus bedroht werden, weil sie seit Jahren die Überheblichkeit des Westens gegenüber ihrer Kultur und Religion zu spüren bekommen.
Vielleicht wäre es sinnvoller nicht mit dem Zeigefinger durch die Welt zu rennen und von "denen" und "uns" zu sprechen. Das ist meiner Meinung nach der Sinn und Zweck von Beiträgen wie diesen. Gräben zwischen den Kulturen und Völkern zu schaufeln. Da lassen sich Bomben auch wesentlich einfacher rechtfertigen...