Die KPÖ hat das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien von Anfang an
unterstützt. Weshalb ich mich persönlich dazu entschieden habe, die
Initiative auch innerhalb des Personenkomitees zu unterstützen, liegt an
jenen Eindrücken, die ich während meiner fast vierjährigen Schulzeit in
einem katholischen Privatgymnasium mit angeschlossenem Internat
gewinnen durfte.
Es geht nicht um Religionskritik. Es geht um Gleichbehandlung und
Gerechtigkeit. Es geht auch darum der an sich weitgehend laizistischen
Gesellschaft all jene Privilegien bewusst zu machen, die heute teils wie
Relikte aus längst vergangenen Zeiten erscheinen und doch wie eh und je
gepflegt und genutzt werden.
Parallelwelten
Es handelt sich bei den Stiften und Klöstern, die Schulen betreiben
und Geld dafür vom Steuerzahler bekommen, keineswegs nur um staatliche
Leistungen, die outgesourced werden, wie kürzlich ein Vertreter der
Kirche im Radio meinte. Dort geht es, neben der teils durchaus
hochwertigen Ausbildung und Lehre, immer auch darum, ein
Gesellschaftsbild in junge Menschen hineinzupflanzen. Das Zementieren
von alten Geschlechter- und Rollenbildern, teilweise sogar durch
Geschlechtertrennung im Unterricht trägt kaum dazu bei, Kinder und
Jugendliche adäquat auf eine Gesellschaft des 21. Jahrhunderts
vorzubereiten. Wenn zugleich das Lehr- und Aufsichtspersonal aus Männern
besteht, die ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben, ergibt sich daraus
eine Mischung aus der so schreckliche Konsequenzen erwachsen können, wie
im aktuellen Fall von Kremsmünster. Hier wurden und werden
Paralleluniversen von der öffentlichen Hand gefördert, die wie
mittelalterliche Zeitblasen völlig abgeschottet von einer sich
modernisierenden Welt herumwabern.
Nur um Gedankenkurzschlüssen vorzubeugen: Nein ich wurde nicht
missbraucht. Aber ich kenne Menschen, denen es anders erging. In diesem
Zusammenhang ist es geradezu pervers, wenn eine abgehalfterte
Politikerin wie Waltraud Klasnic tränenreich einer halbstaatlichen
Kommission vorsitzt, deren einzige Aufgabe es zu sein scheint, die Opfer
durch Schubladisieren zu verhöhnen und zugleich die Kirchen aus ihrer
Gesamtverantwortung zu entlassen.
Für eine strikte Trennung von Staat und Kirchen
Es geht beim aktuellen Volksbegehren primär darum, endlich die
strikte und vollständige Trennung von Staat und Kirche herbeizuführen.
Noch immer fungiert der Staat als willfähriger Erfüllungsgehilfe der
Kirchenobrigkeit. Wenn es darum geht, die BürgerInnen in ihren
Dokumenten, vom Zeitpunkt der Geburt an, mit dem Label zu versehen,
welcher Religionsgemeinschaft sie gefälligst anzugehören haben.
Zugehörigkeit, die die jeweiligen Eltern bestimmen. Dann folgt über die
gesamte Schulzeit hinweg, in den Zeugnissen halbjährlich wiederholten,
wieder die Nennung der Religionszugehörigkeit. Aber vor allem geht es
hier natürlich auch um Kapital.
Unfreiwillige Umverteilung stoppen!
Denn ab dem Zeitpunkt wo junge Menschen ins Erwerbsleben eintreten,
sind sie fürderhin beitragspflichtig. Praktischerweise haben sich die
Kirchen hier ein System geschaffen, welches auf staatliche Meldedaten,
sowie das Exekutionsrecht zurückgreift, um teils durch Zwangsmassnahmen
ihren Zehent einzutreiben.
Dabei handelt es sich bei der Kirche nicht um eine am Hungertuch
nagende Institution. Riesige Vermögen in Stiftungen und Immobilien,
Beteiligungen an Casinos und Bankhäusern, immense Kunstschätze, Gold
& Edelsteine, … gehören ihr. Da fragt man sich als Kommunist, wann
endlich die Umverteilung zugunsten dieser Vermögen gestoppt wird –
zumindest die unfreiwillige Umverteilung im Rahmen einer Gesellschaft,
die über 3,8 Milliarden Euro im Jahr für diverse Ausgaben an die Kirche
aufwendet. Unter anderem deshalb werde ich am Montag, dem 15. April das
Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien unterzeichnen.
Autor
Nikolaus Lackner aus Krems an der Donau war bei der letzten Landtagswahl Spitzenkandidat der KPÖ in Niederösterreich.
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