7. März 2013

100. internationaler Frauentag

Der 8. März ist bekanntlich seit 100 Jahren internationaler Frauentag. Kaum jemand weiß mehr dabei dass es in der 1. Republik hierzulande bereits eine Frauenpartei gab, die jedoch nicht viel später von der Wirtschaftspartei aufgesaugt wurde und ihre Anliegen somit aufgeweicht wurden.
In der Frauenbewegung, die vornehmlich links orientiert war, gab es viele interessante Vorreiterinnen, jedoch wenig Ergebnisse, die für die Frauen greifbar waren. In den 70er Jahren begann frau sich erst wieder erfolgreich zu vernetzen und Einfluss auszuüben, gefördert durch zwei Ministerinnen, Hertha Firnberg und Johanna Dohnal . Letztere zeichnete sich besonders als Frauenministerin für die Abschaffung von direkter Diskriminierung von Frauen in der Ehe ab wie das Verbot der Vergewaltigung in der Ehe, die Ausweitung der Familienbeihilfe auch auf die Frau, die Abschaffung des Faktum, dass der Mann automatisch Haushaltsvorstand ist und die Frau Residenzpflicht bei ihrem Mann hat sowie Erleichterung von Ehescheidung. Das Konzept Halbe- Halbe wurde jedoch von den österreichischen Männern und auch sozialdemokratischen Parteigenossen stark bekämpft und so zog sie sich nach einer erfolgreichen Ära der Frauenpolitik am Ende enttäuscht zurück.

Ihre Nachfolgerinnen hatten nicht ihre Durchsetzungskraft und so verblassten die Frauenanliegen wieder, bis sogar ab 2000 ein Mann Frauenminister in Österreich wurde. Erst mit der Rot- Schwarzen Regierung der letzten zwei Legislaturperioden und der sehr engagierten Frauenministerin Heinisch- Hosek werden Themen wie Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit und Quoten für Positive Action ( Besetzung von Führungspositionen im Verhältnis 50: 50 ) angesprochen.
Auf europäischer Ebene gab es eine starke Frauenbewegung in den 80er und zu Beginn der 90er Jahre, die auch finanziell gefördert wurde und ihren Höhepunkt im ENWS ( European Network on Women Studies ) mit jährlichen Zusammenkünften und Konferenzen in Kooperation mit ILO und IIRA fand. Dann jedoch wurde dieses Network plötzlich von den EU- Mitgliedsstaaten finanziell nicht mehr unterstützt und letztendlich aufgelöst. Bekannte Forderungen waren Positive Action und Gleicher Lohn für Gleichwertige Arbeit sowie Flächendeckende Kinderbetreuung in den Mitgliedsländern.


Diese Negativentwicklung scheint mir mit dem Überhandnehmen des Neoliberalismus zusammenzuhängen, da diese auch zeitlich zusammenfallen. Es wäre nicht verwunderlich: Der Neoliberalismus entsprang einer versteckten Krise des Kapitalismus Ende der 80er Jahre, die die heutige Krise schon vorhersehen ließ- allein die Zusammenführung von West und Ost ab 1989 konnte darüber noch hinwegtäuschen. Wie es mir als Altphilologin in mehreren Studien zur Situation der Frau in der Antike gelang zu beweisen, sind wirtschaftliche Krisensituationen auch immer Krisensituationen für die Frauen und bedeuteten nicht selten das Ende ihrer Selbstbestimmung.
Was wir derzeit in gewerkschaflichen Studien feststellen können, ist z.B. der Anstieg der Zahl von Frauen in prekären Arbeitsverhältnissen in Österreich. Auch die Teilzeitbeschäftigung für Frauen ist ständig im Steigen. Solche Arbeitsverhältnisse prognostizieren Pensionen an der Mindestgrenze sowie erneut finanzielle Abhängigkeit der Frau vom Mann.

Verstärkt werden Frauen gegen Geschlechtsgenossinnen aufgestellt, die sich gegen Quoten aussprechen und Kinderbetreuungsmodelle unterstützen, bei denen Abschlagszahlungen bei Verzicht auf einen Betreuungsplatz versprochen werden. Diese Entwicklung sehe ich als eine gefährliche an, sowohl was die Pensionen der Frauen betrifft als auch, was die gesellschaftliche Entwicklung betrifft. Es darf nicht gelingen, Frauen wieder innerhalb ihrer 4 Wände zu isolieren, am Versammlungsrecht zu hindern und finanziell abhängig zu machen. Es geht dabei auch um Selbstachtung, Selbstbestimmung und um das Recht auf persönliche Freiheit.


Autorin
Frau Brita Pilshofer ist politisch engagiert und verfasst großartige Texte, die dankenswerter Weise auf der Plattform für Wirtschaft, Politik & Gesellschaft publiziert werden. Außerdem wirkt Sie im Aufbau eines neuen Projektes, dem Wirtschaftslexikon, mit. Herzlichen Dank!

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