Der 8. März ist bekanntlich seit 100 Jahren internationaler Frauentag.
Kaum jemand weiß mehr dabei dass es in der 1. Republik hierzulande
bereits eine Frauenpartei gab, die jedoch nicht viel später von der
Wirtschaftspartei aufgesaugt wurde und ihre Anliegen somit aufgeweicht
wurden.
In der Frauenbewegung, die vornehmlich links orientiert war,
gab es viele interessante Vorreiterinnen, jedoch wenig Ergebnisse, die
für die Frauen greifbar waren. In den 70er Jahren begann frau sich erst
wieder erfolgreich zu vernetzen und Einfluss auszuüben, gefördert durch
zwei Ministerinnen, Hertha Firnberg und Johanna Dohnal . Letztere
zeichnete sich besonders als Frauenministerin für die Abschaffung von
direkter Diskriminierung von Frauen in der Ehe ab wie das Verbot der
Vergewaltigung in der Ehe, die Ausweitung der Familienbeihilfe auch auf
die Frau, die Abschaffung des Faktum, dass der Mann automatisch
Haushaltsvorstand ist und die Frau Residenzpflicht bei ihrem Mann hat
sowie Erleichterung von Ehescheidung. Das Konzept Halbe- Halbe wurde
jedoch von den österreichischen Männern und auch sozialdemokratischen
Parteigenossen stark bekämpft und so zog sie sich nach einer
erfolgreichen Ära der Frauenpolitik am Ende enttäuscht zurück.
Ihre
Nachfolgerinnen hatten nicht ihre Durchsetzungskraft und so verblassten
die Frauenanliegen wieder, bis sogar ab 2000 ein Mann Frauenminister in
Österreich wurde. Erst mit der Rot- Schwarzen Regierung der letzten zwei
Legislaturperioden und der sehr engagierten Frauenministerin Heinisch-
Hosek werden Themen wie Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit und Quoten für
Positive Action ( Besetzung von Führungspositionen im Verhältnis 50: 50
) angesprochen.
Auf europäischer Ebene gab es eine starke
Frauenbewegung in den 80er und zu Beginn der 90er Jahre, die auch
finanziell gefördert wurde und ihren Höhepunkt im ENWS ( European
Network on Women Studies ) mit jährlichen Zusammenkünften und
Konferenzen in Kooperation mit ILO und IIRA fand. Dann jedoch wurde
dieses Network plötzlich von den EU- Mitgliedsstaaten finanziell nicht
mehr unterstützt und letztendlich aufgelöst. Bekannte Forderungen waren
Positive Action und Gleicher Lohn für Gleichwertige Arbeit sowie
Flächendeckende Kinderbetreuung in den Mitgliedsländern.
Diese
Negativentwicklung scheint mir mit dem Überhandnehmen des
Neoliberalismus zusammenzuhängen, da diese auch zeitlich zusammenfallen. Es
wäre nicht verwunderlich: Der Neoliberalismus entsprang einer
versteckten Krise des Kapitalismus Ende der 80er Jahre, die die heutige
Krise schon vorhersehen ließ- allein die Zusammenführung von West und
Ost ab 1989 konnte darüber noch hinwegtäuschen. Wie es mir als
Altphilologin in mehreren Studien zur Situation der Frau in der Antike
gelang zu beweisen, sind wirtschaftliche Krisensituationen auch immer
Krisensituationen für die Frauen und bedeuteten nicht selten das Ende
ihrer Selbstbestimmung.
Was wir derzeit in gewerkschaflichen Studien
feststellen können, ist z.B. der Anstieg der Zahl von Frauen in prekären
Arbeitsverhältnissen in Österreich. Auch die Teilzeitbeschäftigung für
Frauen ist ständig im Steigen. Solche Arbeitsverhältnisse
prognostizieren Pensionen an der Mindestgrenze sowie erneut finanzielle
Abhängigkeit der Frau vom Mann.
Verstärkt werden Frauen gegen
Geschlechtsgenossinnen aufgestellt, die sich gegen Quoten aussprechen
und Kinderbetreuungsmodelle unterstützen, bei denen Abschlagszahlungen
bei Verzicht auf einen Betreuungsplatz versprochen werden. Diese
Entwicklung sehe ich als eine gefährliche an, sowohl was die Pensionen
der Frauen betrifft als auch, was die gesellschaftliche Entwicklung
betrifft. Es darf nicht gelingen, Frauen wieder innerhalb ihrer 4 Wände
zu isolieren, am Versammlungsrecht zu hindern und finanziell abhängig zu
machen. Es geht dabei auch um Selbstachtung, Selbstbestimmung und um
das Recht auf persönliche Freiheit.
Autorin
Frau Brita Pilshofer ist politisch engagiert und verfasst großartige Texte, die dankenswerter Weise auf der Plattform für Wirtschaft, Politik & Gesellschaft publiziert werden. Außerdem wirkt Sie im Aufbau eines neuen Projektes, dem Wirtschaftslexikon, mit. Herzlichen Dank!
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