8. Februar 2013

Sieht so Gerechtigkeit aus?

Wien (OTS) - Hochwertige Milch zu niedrigsten Milchpreisen erhalten? Das geht: die Berglandmilch zeigt's mit ihrem neuen Milchmodell und sichert sich somit billigen Rohstoff auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern. Statt den Preisvorteil auch an die KonsumentInnen weiter zu geben, werden auch vertikale Preisabsprachen mit Spar gemacht und somit doppelt abgecasht. Schnell mal eine Schleuderaktion mit Milch und Milchprodukten starten und damit den Eindruck vermitteln, als wäre der Rohstoff Milch nichts wert und nebenbei auch noch den Markt ruinieren...


Dass man sich bei Bergland auch nicht großartig gegen die verhängte Strafzahlung für Preisabsprachen von 2006 bis 2012 in der Höhe von Euro 1,125 Millionen wehrt, ist klar. Denn im Vergleich zu den damit erzielten Gewinnen ist 1 Million Bußgeld doch ein Trinkgeld. Der inländische Umsatz der Berglandmilch in Österreich auf Basis der Bilanzen wird mit rund 2,9 Milliarden Euro für die betroffenen 7 Jahre angesetzt (2012 auf Basis 2011). Bei einem angenommen Kartellaufschlag von 5 Prozent kommt die AK so auf den Schaden von 146 Millionen Euro für die KonsumentInnen. Interessant wäre auch zu erfahren, wer denn nun die Strafe eigentlich zahlt? Die Bauern? Die Konsumenten? Aber anscheinend ist ja den bäuerlichen Genossenschaftsfunktionären egal, wenn Konsumenten betrogen und den Eigentümern, nämlich den Bauern, das notwendige Einkommen vorenthalten wird. Wo ist der Aufsichtsrat? Gibt es da Konsequenzen? Oder ist es so, dass in schlechten Zeiten der Aufsichtsrat hilflos ist und guten Zeiten nutzlos ist?

Eigentlich müssten die Verantwortlichen zu ihrem Tun stehen und die Bühne verlassen. Anständig und ehrlich wäre eine lückenlose Information für alle - ganz besonders für die betroffenen Milcherzeuger. Nicht nur die Berglandmilch spielt ein falsches Spiel - auch Minister Berlakovich macht sich selbst immer unglaubwürdiger. So spricht er im österreichischen Fernsehen davon, sein Vetorecht in Brüssel zu nutzen, um das Finanzpaket neu verhandeln zu lassen, da dieses für die österreichischen Bäuerinnen und Bauern nicht tragbar ist. In Brüssel aber hat man nie etwas von einer Vetodrohung seitens des österreichischen Landwirtschaftsministers gehört. Rein theoretisch hat Minister Berlakovich verstanden, wie ein gemeinsames Europa gestaltet werden muss: Jeder soll einen fairen Teil der Wertschöpfungskette erhalten, der Erhalt der kleinstrukturierten bäuerlichen Landwirtschaft, die ökologisch und nachhaltige genutzt wird, hat oberste Priorität. Die Umsetzung sieht jedoch anders aus: Erzeugermilchpreise wie vor 17 Jahren, damit einhergehend stehen täglich 10 bäuerliche Betriebe vor dem Aus.

Für uns daher völlig unverständlich, warum sich Minister Berlakovich vehement gegen die Einführung einer Monitoringstelle wehrt, um diese verheerenden Missstände endlich zu beseitigen. Qualitativ hochwertige Lebensmittel zu fairen Preisen - dafür setzt sich auch die Arbeiterkammer ein. Allerdings herrscht auch hier Uninformiertheit, was die Preisverteilung angeht. Nicht die Verkaufspreise der Milch im Regal werden künstlich hoch gehalten, sondern die Erzeugermilchpreise haben über Jahre hinweg keine Anpassung erfahren.

Wenn Arbeiterkammer Präsident Tumpel wirklich Milch um 40 Cent im Regal anbieten möchte, so liegt der Verkaufspreis eines hochwertigen Lebensmittels weit unter den Produktionskosten der Bäuerinnen und Bauern. Ist das fair?

Quelle: APA OTS Originalaussendung, herausgegeben von der IG Milch

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