Wien (OTS) - Hochwertige Milch zu niedrigsten Milchpreisen erhalten?
Das geht: die Berglandmilch zeigt's mit ihrem neuen Milchmodell und
sichert sich somit billigen Rohstoff auf Kosten der Bäuerinnen und
Bauern. Statt den Preisvorteil auch an die KonsumentInnen weiter zu
geben, werden auch vertikale Preisabsprachen mit Spar gemacht und
somit doppelt abgecasht. Schnell mal eine Schleuderaktion mit Milch
und Milchprodukten starten und damit den Eindruck vermitteln, als
wäre der Rohstoff Milch nichts wert und nebenbei auch noch den Markt
ruinieren...
Dass man sich bei Bergland auch nicht großartig gegen die
verhängte Strafzahlung für Preisabsprachen von 2006 bis 2012 in der
Höhe von Euro 1,125 Millionen wehrt, ist klar. Denn im Vergleich zu
den damit erzielten Gewinnen ist 1 Million Bußgeld doch ein
Trinkgeld.
Der inländische Umsatz der Berglandmilch in Österreich auf Basis
der Bilanzen wird mit rund 2,9 Milliarden Euro für die betroffenen 7
Jahre angesetzt (2012 auf Basis 2011). Bei einem angenommen
Kartellaufschlag von 5 Prozent kommt die AK so auf den Schaden von
146 Millionen Euro für die KonsumentInnen.
Interessant wäre auch zu erfahren, wer denn nun die Strafe
eigentlich zahlt? Die Bauern? Die Konsumenten?
Aber anscheinend ist ja den bäuerlichen
Genossenschaftsfunktionären egal, wenn Konsumenten betrogen und den
Eigentümern, nämlich den Bauern, das notwendige Einkommen
vorenthalten wird.
Wo ist der Aufsichtsrat? Gibt es da Konsequenzen?
Oder ist es so, dass in schlechten Zeiten der Aufsichtsrat hilflos
ist und guten Zeiten nutzlos ist?
Eigentlich müssten die Verantwortlichen zu ihrem Tun stehen und
die Bühne verlassen.
Anständig und ehrlich wäre eine lückenlose Information für alle -
ganz besonders für die betroffenen Milcherzeuger.
Nicht nur die Berglandmilch spielt ein falsches Spiel - auch
Minister Berlakovich macht sich selbst immer unglaubwürdiger. So
spricht er im österreichischen Fernsehen davon, sein Vetorecht in
Brüssel zu nutzen, um das Finanzpaket neu verhandeln zu lassen, da
dieses für die österreichischen Bäuerinnen und Bauern nicht tragbar
ist. In Brüssel aber hat man nie etwas von einer Vetodrohung seitens
des österreichischen Landwirtschaftsministers gehört.
Rein theoretisch hat Minister Berlakovich verstanden, wie ein
gemeinsames Europa gestaltet werden muss: Jeder soll einen fairen
Teil der Wertschöpfungskette erhalten, der Erhalt der
kleinstrukturierten bäuerlichen Landwirtschaft, die ökologisch und
nachhaltige genutzt wird, hat oberste Priorität. Die Umsetzung sieht
jedoch anders aus: Erzeugermilchpreise wie vor 17 Jahren, damit
einhergehend stehen täglich 10 bäuerliche Betriebe vor dem Aus.
Für
uns daher völlig unverständlich, warum sich Minister Berlakovich
vehement gegen die Einführung einer Monitoringstelle wehrt, um diese
verheerenden Missstände endlich zu beseitigen.
Qualitativ hochwertige Lebensmittel zu fairen Preisen - dafür
setzt sich auch die Arbeiterkammer ein. Allerdings herrscht auch hier
Uninformiertheit, was die Preisverteilung angeht. Nicht die
Verkaufspreise der Milch im Regal werden künstlich hoch gehalten,
sondern die Erzeugermilchpreise haben über Jahre hinweg keine
Anpassung erfahren.
Wenn Arbeiterkammer Präsident Tumpel wirklich
Milch um 40 Cent im Regal anbieten möchte, so liegt der Verkaufspreis
eines hochwertigen Lebensmittels weit unter den Produktionskosten der
Bäuerinnen und Bauern. Ist das fair?
Quelle: APA OTS Originalaussendung, herausgegeben von der IG Milch
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