24. September 2012

Gedanken eines Maturanten zum Thema "Leistungsdruck" in Schulen

Die Schulglocke läutet, die erste Unterrichtsstunde beginnt. Der Countdown läuft. Der Lehrer hat nun 50 Minuten Zeit, um seinen Schülern möglichst viel Stoff in Form von Fachwissen, zu vermitteln. Nun stöhnen die Schüler unter der Flut von Informationen und beschweren sich bei den Eltern über das zu hohe Tempo im Unterricht. Kaum ein Thema würde ausführlich behandelt und daraufhin diskutiert werden. Es würde der Stoff „eingehämmert“ und dann bei Prüfungen abgefragt werden.




Der Lehrer erscheint als „böse“. Doch der Lehrer selbst ist, wenn man die Thematik näher betrachtet, beinahe hilflos; er selbst bekommt vom Staate auferlegt, was er im jeweiligen Schuljahr an Fachwissen weiterzugeben hat. Andere Lehrer wiederum scheren sich eher wenig um den vorgeschriebenen, zu vermittelnden Lehrstoff und verlieren sich in Details, die die Schüler als langweilig, überflüssig empfinden. Letzterer Lehrertypus gehört wohl einer schwindenden  Art an. Was bleibt, ist ein System, welches vom Lehrer Schnelligkeit im Weitergeben von Wissen und vom Schüler Schnelligkeit im Aufnehmen von eben diesem Wissen fordert. Ist dieses System nun eine Last oder doch eine Bereicherung für alle Beteiligten, letztendlich für die gesamte Gesellschaft?

Um das System zu verstehen, muss man die Gesellschaft der heutigen modernen Länder, gerne einfach als der „Westen“ bezeichnet, und deren Geschichte näher betrachten. Es scheint, als würde sich die Erde seit der industriellen Revolution schneller drehen, doch noch in Wahrheit dauert ein Tag natürlich nach wie vor 24 Stunden. Lediglich unser Umgang mit der uns gegebenen Zeit hat sich gravierend verändert. Mit der Industrialisierung kam die Massenproduktion, folglich der Massenkonsum, der heute in schärfster Form gelebt wird. Durch die Errungenschaften wie der Dampfmaschine konnte man schneller reisen. Selbst der Krieg legte an Tempo zu. Das markanteste Beispiel hierzu ist wohl Hitlers Blitzkrieg-Taktik, die vorsah, den Gegner binnen weniger Wochen zu vernichten. Und zwar mit Hilfe der damals neuesten Technik: Panzern, Motorrädern bzw. generell motorisierten Einheiten. Doch neben diesem kriegerischen Beispiel der Beschleunigung, welches eher eine Randbemerkung darstellt, liegt das Hauptaugenmerk auf der Wirtschaft. 

Die Wirtschaft lebt von der Leistung. Maximale Leistung bedeutet maximaler Ertrag. Um Kinder zu Menschen heranzuziehen, die auf Leistung, wirtschaftliche Kompetenz und Effizienz gedrillt sind, muss man damit spätestens in der Schule beginnen. Daher verwundert es auch nicht, das man in letzter Zeit in den Medien immer öfters die Begriffe „Leistung“ und „wirtschaftliche Kompetenz“ hört, und zwar auch aus den Sprechorganen der politischen Parteien, vor allem der Volkspartei (ÖVP) und dem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), die auch gerne als die „Wirtschaftsparteien“  bezeichnet werden, vertreten sie doch auch gerne die Interessen von Unternehmern und Arbeitgebern, bzw. der Wirtschaft. Die Menschen dieses Landes werden nun täglich damit konfrontiert, dass ein Mensch ohne entsprechende Leistung weniger Wert, ja sogar im System, der gesamten Gesellschaft, unerwünscht sei. 

Dies mag zwar nicht offen ausgesprochen, aber trotzdem suggeriert werden. Dieser immer größer werdende Leistungsdruck lastet auf uns allen; jedoch haben gerade auch Jugendliche oft keine sehr ausgeprägte mentale Stärke. Sie durchleben die Pubertät, welche markante Veränderungen am Körper bedeutet und sie müssen sich langsam in die Gesellschaft integrieren. „Nebenbei“ gilt es auch noch, in der Schule erfolgreich Stufe für Stufe bis zur Matura aufzusteigen, die heutzutage ja nicht mehr als etwas „Besonderes“ gilt, sondern als Minimum. Diese Mischung aus Leistungsdruck und mentaler Schwäche führt oftmals bereits im jungen Alter zu Depressionen und Burnout-Erscheinungen.
Das hohe Tempo im Unterricht wird großteils als Last empfunden, eine Last, die uns die Gesellschaft selbst auferlegt. 

Es ist dies ein System, welches den Menschen innerlich auslaugt. Jugendliche reagieren mit Trotzverhalten, Überdruss und Unwillen. Ihre aufgestauten Emotionen münden oft in Gewalt und Alkoholexzessen. Da jedoch der Druck, der auf den Schülern lastet, vom Lehrer kommt, der wiederum unter dem Druck des Staates steht, welcher teilweise von der mächtigen Wirtschaft beeinflusst und gesteuert wird, ist dieses System schwer bis gar nicht zu verändern. Das hohe Tempo im Unterricht, bzw. das ganze System ist nicht nur eine Last für den Schüler, langfristig gefährdet es auch die Volkspsyche und -gesundheit.

Autor
Patrick Quantsching betreibt momentan selbst keinen Blog und wird in Zukunft seine Gedanken auf der Plattform veröffentlichen, wenn es ihn "in den Fingern juckt" - wir sind gespannt!

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