Der Lehrer erscheint als „böse“. Doch
der Lehrer selbst ist, wenn man die Thematik näher betrachtet, beinahe hilflos;
er selbst bekommt vom Staate auferlegt, was er im jeweiligen Schuljahr an
Fachwissen weiterzugeben hat. Andere Lehrer wiederum scheren sich eher wenig um
den vorgeschriebenen, zu vermittelnden Lehrstoff und verlieren sich in Details,
die die Schüler als langweilig, überflüssig empfinden. Letzterer Lehrertypus
gehört wohl einer schwindenden Art an.
Was bleibt, ist ein System, welches vom Lehrer Schnelligkeit im Weitergeben von
Wissen und vom Schüler Schnelligkeit im Aufnehmen von eben diesem Wissen
fordert. Ist dieses System nun eine Last oder doch eine Bereicherung für alle
Beteiligten, letztendlich für die gesamte Gesellschaft?
Um das System zu verstehen, muss man die Gesellschaft der
heutigen modernen Länder, gerne einfach als der „Westen“ bezeichnet, und deren
Geschichte näher betrachten. Es scheint, als würde sich die Erde seit der
industriellen Revolution schneller drehen, doch noch in Wahrheit dauert ein Tag
natürlich nach wie vor 24 Stunden. Lediglich unser Umgang mit der uns gegebenen
Zeit hat sich gravierend verändert. Mit der Industrialisierung kam die
Massenproduktion, folglich der Massenkonsum, der heute in schärfster Form
gelebt wird. Durch die Errungenschaften wie der Dampfmaschine konnte man
schneller reisen. Selbst der Krieg legte an Tempo zu. Das markanteste Beispiel
hierzu ist wohl Hitlers Blitzkrieg-Taktik, die vorsah, den Gegner binnen
weniger Wochen zu vernichten. Und zwar mit Hilfe der damals neuesten Technik:
Panzern, Motorrädern bzw. generell motorisierten Einheiten. Doch neben diesem
kriegerischen Beispiel der Beschleunigung, welches eher eine Randbemerkung
darstellt, liegt das Hauptaugenmerk auf der Wirtschaft.
Die Wirtschaft lebt von
der Leistung. Maximale Leistung bedeutet maximaler Ertrag. Um Kinder zu
Menschen heranzuziehen, die auf Leistung, wirtschaftliche Kompetenz und
Effizienz gedrillt sind, muss man damit spätestens in der Schule beginnen.
Daher verwundert es auch nicht, das man in letzter Zeit in den Medien immer
öfters die Begriffe „Leistung“ und „wirtschaftliche Kompetenz“ hört, und zwar
auch aus den Sprechorganen der politischen Parteien, vor allem der Volkspartei
(ÖVP) und dem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), die auch gerne als die „Wirtschaftsparteien“ bezeichnet werden, vertreten sie doch auch
gerne die Interessen von Unternehmern und Arbeitgebern, bzw. der Wirtschaft.
Die Menschen dieses Landes werden nun täglich damit konfrontiert, dass ein Mensch
ohne entsprechende Leistung weniger Wert, ja sogar im System, der gesamten
Gesellschaft, unerwünscht sei.
Dies mag zwar nicht offen ausgesprochen, aber
trotzdem suggeriert werden. Dieser immer größer werdende Leistungsdruck lastet
auf uns allen; jedoch haben gerade auch Jugendliche oft keine sehr ausgeprägte
mentale Stärke. Sie durchleben die Pubertät, welche markante Veränderungen am
Körper bedeutet und sie müssen sich langsam in die Gesellschaft integrieren.
„Nebenbei“ gilt es auch noch, in der Schule erfolgreich Stufe für Stufe bis zur
Matura aufzusteigen, die heutzutage ja nicht mehr als etwas „Besonderes“ gilt,
sondern als Minimum. Diese Mischung aus Leistungsdruck und mentaler Schwäche
führt oftmals bereits im jungen Alter zu Depressionen und
Burnout-Erscheinungen.
Das hohe Tempo im Unterricht wird großteils als Last
empfunden, eine Last, die uns die Gesellschaft selbst auferlegt.
Es ist dies
ein System, welches den Menschen innerlich auslaugt. Jugendliche reagieren mit
Trotzverhalten, Überdruss und Unwillen. Ihre aufgestauten Emotionen münden oft
in Gewalt und Alkoholexzessen. Da jedoch der Druck, der auf den Schülern
lastet, vom Lehrer kommt, der wiederum unter dem Druck des Staates steht,
welcher teilweise von der mächtigen Wirtschaft beeinflusst und gesteuert wird,
ist dieses System schwer bis gar nicht zu verändern. Das hohe Tempo im
Unterricht, bzw. das ganze System ist nicht nur eine Last für den Schüler,
langfristig gefährdet es auch die Volkspsyche und -gesundheit.
Autor
Patrick Quantsching betreibt momentan selbst keinen Blog und wird in Zukunft seine Gedanken auf der Plattform veröffentlichen, wenn es ihn "in den Fingern juckt" - wir sind gespannt!
Patrick Quantsching betreibt momentan selbst keinen Blog und wird in Zukunft seine Gedanken auf der Plattform veröffentlichen, wenn es ihn "in den Fingern juckt" - wir sind gespannt!
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