„Wir gehen nur in Medien, die uns positiv gesinnt sind und von denen 
auch eine positive Berichterstattung zu erwarten ist“. Diese Aussage 
stammt nicht aus einer Befragung des erst kürzlich beendeten 
U-Ausschusses zum Thema Korruption, sondern aus einem internen 
Mailverkehr des Team Stronach. Das Magazin "Profil" gibt uns durch diese 
Veröffentlichung nicht nur Einblick in die Marketing Strategie des 
Austro-Kanadiers, sondern vielmehr in Wirkmechanismen der politischen 
Kommunikation in Österreich.
 Gerade in Zeiten, in denen unter dem 
Schlagwort Zeitungssterben eine lebhafte Debatte über die Zunft des 
Printjournalismus und seine Abhängigkeit vom Inseratengeschäftes 
stattfindet, sind Aussagen wie diese ein Offenbarungseid. Die Diskussion
 um die Verknüpfung von positiver (Hof-) Berichterstattung und Inseraten
 hat spätestens mit der Weigerung Werner Faymanns vor dem bereits 
erwähnten Untersuchungsausschuss einen Höhepunkt erreicht. Die 
journalistische Plattform dossier.at erbrachte sogar eine empirische 
Untersuchung zu diesen Anschuldigungen, indem ein Zusammenhang zwischen 
Inserat und redaktioneller Bevorzugung am Beispiel der Wiener 
Gratiszeitung "Heute" dargestellt wird. Geschäftsführerin Eva Dichand 
konnte erst kürzlich im "Ö1 Mittagsjournal" diesbezügliche Vorwürfe 
(Stichwort:Redaktionelle Rücksicht auf Inseratskunden als Vertragsinhalt
 bei Heute) nicht wirklich entkräften. 
 Das Problem, das uns das 
Team Stronach hier „aufdeckt“ ist Folgendes: 
Die schon länger 
schwellende Krise der Zeitungsbranche verschärfte sich durch den 
Einbruch des Inseraten- und Marketinggeschäfts im Zug der Finanzkrise. 
Tablets und das Internet waren die Hauptursachen für diese 
Veränderungen, die sich vor allem am Werbemarkt abzeichneten und 
Online-First als Devise hatten. Das traditionelle Modell wankte gehörig,
 infolge dessen lösten sich in Österreich auch bei manchen Zeitungen 
auch die Fundamente des Konzepts der 4. Macht im Staat, der 
journalistischen Kontrollfunktion der Mächtigen, sukzessive auf.  Dies 
wird just in jenem Moment, wenn positive Berichte zum Wohle des Blattes 
durch die Anzeigenabteilung mitbestimmt werden. 
Genau darauf zieht auch 
die Strategie des Team Stronach ab, diese immante Schwäche versucht es 
ausnutzen. Das sich, insbesonders nach Publikwerden dieser Meldung, mit 
abgedruckten Stronach Inseraten zum Teil selbst delegitimieren liegt auf
 der Hand. Allerdings zeigt uns die Causa ebenfalls wie wichtig 
kritische Medien im Staatlichen Gefüge sind, ohne die investigative 
Recherche des Nachrichtenmagazins Profil wäre diese weitere Facette 
österreichischer Medien bzw. Boulevarddemokratie (Zitat Fritz 
Plasser/Peter Filzmaier) nicht öffentlich geworden. 
 Aber Herrn 
Stronach wird das nicht viel kümmern, immerhin ist ja seiner Ansicht 
nach das Profil ohnehin von Raiffeisen gekauft. Was uns aber geradewegs 
zu Frank Stronach selbst führt; sein Respekt vor Medien und der 
veröffentlichten Meinung ist ja spätestens seit seinem Auftritt bei 
„ImZentrum“ und seinem Interview Vertrag klar. Insofern ist dieses 
Strategie-Mail nur eine weitere Episode, interessanter ist dafür der 
scheinbare Versuch Stronach vor sich selbst zu schützen. Die Gefahr, 
dass sich der ehemalige Magna Boss verplappert, weitere Bruchstücke 
seines anscheinend recht originellen Weltbildes kundtut und dafür Spott 
erntet, ist den Parteistrategen scheinbar zu groß.
 Durchaus möglich, 
dass ebendieses Auftreten bis zu einer Wahl 2013 Abnutzungserscheinungen
 bekommen könnte und das öffentliche Interesse schwindet.
Autor
Bernhard
 Schindler studierte und lebt in Graz und ist gerade dabei ein 
Blog-Projekt aufzubauen. Eine Nachbesprechung der Wahl wird ebenfalls 
folgen, wir bedanken uns schon jetzt herzlich dafür! 
 
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