13. September 2012

Hat Griechenland nichts aus seiner Geschichte gelernt?

Eigentlich müssten die Griechen ja wissen was passiert, wenn man sich auf "Umschuldungsangebote" von Großbanken einlässt. Immerhin sind sie ja im 19. Jahrhundert schon einmal gewaltig über den Tisch gezogen worden. Hier ein kleiner Einblick in die damaligen Vorgänge:

Die Geschichte
Der britische Zweig des Rothschild-Finanzimperiums lieh im Jahre 1830 dem neu entstandenen griechischen Königreich 66 Millionen Franken. Abzubezahlen in einem Münzstandard, welcher erst 30 Jahre später von der "Lateinischen Münzunion" (der ersten europäischen Währungsunion) unter französischer Führung geschaffen wurde. Der erste griechische König, Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach unterschrieb also für 66 Millionen Franken, bekam aber nur 49 Millionen für die Staatskasse. Mit Zins und Zinseszins zurückzahlen musste er (bzw. der griechische Staat) jedoch die komplette Summe. Und das zu einem höheren Münzstandard – eben dem erst 30 später eingerichteten Standard der "Lateinischen Münzunion". Unterstützt wurde die Aktion von den "Garantiemächten" Griechenlands: Großbritannien, Frankreich und Russland.
Als dann diese "Lateinische Münzunion" (Union Monétaire Latine) am 23. Dezember 1865 von Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz gegründet wurde und 1868 Griechenland dazu stieß, wurde die Finanzsituation für Griechenland immer schlimmer. Im Jahre 1879 beugte sich Griechenland dem Druck der Rothschild-Bank und stimmte einer Umschuldung der Kredite (vorgeblich zur Modernisierung des Landes) durch neue Anleihen zu. Der Anteil des Schuldendienstes an den Staatseinnahmen stieg dadurch von 15 auf 40%.
Verschlimmert wurde die Situation noch dadurch, dass in dieser ersten europäischen Währungsunion eben diese Bank die Ausgabe von Papiergeld forcierte. Mit diesem Papiergeld wurde in Griechenland (und Italien) eingekauft, während die Gold- und Silbermünzen ausgeführt wurden. Diese Münzunion bestand bis 1914, doch Griechenland wurde schon 1908 ausgeschlossen. Hauptleidtragende der damaligen Geldpolitik waren schlussendlich Griechenland und eben auch Italien. Hauptverdiener war die Rothschild-Bank.


Bezug zu heute
Irgendwie erinnert dies doch an die heutige Situation, nicht? Goldman-Sachs half den Griechen dabei, in die Eurozone zu kommen, indem diese Bank anstatt mit Krediten lieber profitable und für die Griechen zu kompliziert strukturierte Derivate-Swaps anbot. Alleine aus den ursprünglichen 2,8 Milliarden Euro (welche dazu dienen sollte, Griechenland in die Eurozone zu bringen) wurde durch schief gelaufene Spekulationen plötzlich eine Schuldsumme von 5,1 Milliarden Euro. Wie viele andere krumme Spekulationsgeschäfte noch dazu beitrugen, dass der griechische Schuldenberg derart exploderte, wissen wohl nur die Eingeweihten. Bezahlen dürfen diese Spekulationen dann die Steuerzahler. Im Falle Griechenlands eben inzwischen jene der gesamten Eurozone.
Und die Lektion aus der Geschichte: Vertraue keiner Bank. Schon gar nicht, wenn sie einem Produkte andrehen will, welche man selbst nicht wirklich versteht und mit massiven Risiken behaftet sind.

Autor
Der Text wurde von Marco verfasst, der in seinem Blog über tagesaktuelle (wirtschafts-) Themen schreibt.


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