Seit geraumer Zeit gibt es zwischen China und Japan gröbere
Spannungen bezüglich der Staatszugehörigkeit einer Inselgruppe. Seitdem
eine Gruppe von Japanern, und gleich darauf eine Gruppe Chinesen zu
einer der Inseln aufgebrochen ist, um ihren Anspruch auf diese
Inselgruppe zu untermauern, droht der Streit zu eskalieren. Sogar ein
Krieg der beiden Großmächte scheint nicht in weiter Ferne.
Hintergründe und Fakten
Es geht um eine Inselgruppe in Südchinesischen Meer, gleich nördlich
von Taiwan, die entweder Senkaku-Inseln (jap.), oder eben Diaoyu-Inseln
(chn.) genannt werden. Das kommt immer darauf an, wen man fragt. Die
Inseln selbst haben keine Einwohner, eine Gesamtfläche von 5,49 km² und
eigentlich sollte man sich wundern, warum sich zwei Nationen um 5 Inseln
und 3 Felsen streiten. Die Felsen, um die ebenfalls gestritten wird,
haben ebenfalls jeder sowohl chinesische als auch japanische Namen und
eine Gesamtfläche von sagenumwobenen 0,026 km². (Quelle:
www.Wikipedia.org) Wo sind hier also die Gründe zu suchen, dass sich
wegen so einem kleinen und unbedeutenden Fleck auf der Landkarte die
Nationen streiten? Die Antwort dazu liegt unterhalb des Meeresspiegels,
wo die wahre Größe und der Reichtum der Inselgruppe liegt.
Geschichte der Inselgruppe
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Taiwan von Japan an China abgetreten,
und alle Inselgruppen wurden unter amerikanische Verwaltung gestellt. So
auch die Senkaku-Diaoyu-Inseln. 1968 wurden reiche Erdgas und
Erdölvorkommen rund um die Inseln entdeckt. 1970 kündigten die
Vereinigten Staaten von Amerika an, die Inseln wieder an Japan
zurückgeben zu wollen, und zu diesem Zeitpunkt hat China erstmals mit
Ansprüchen auf die Inselgruppe gemeldet. Trotz der Einwände Chinas wurde
die Inselgruppe 1972 formell an Japan zurückgegeben. Danach wurde es
wieder eine Zeit lang still um die Inseln, bis 1990 von Studenten ein
Leuchtturm auf einer Insel gebaut wurde, auf der eine japanische Flagge
gehisst wurde.
Fünf Jahre später begann China mit Bohrungen rund um die
Inselgruppe und im Jahr 1996 erklärten sowohl China als auch Japan den
Bereich zu ihrer “Ausschließlichen Wirtschaftszone”. Ab diesem Zeitpunkt
wurden mehrfach chinesische Fischerboote von der japanischen
Küstenwache aus dem Gebiet vertrieben.
Die nächste große Eskalation war
ein Zwischenfall, bei dem ein chinesischer Fischer zwei Boote der
japanischen Küstenwache jeweils einmal gerammt hat. Daraufhin wurde der
Fischer verhaftet, und die Beziehungen zwischen Japan und China auf Eis
gelegt. Jedoch gibt es noch einen Pakt zweier Staaten, der besonders
herausgehoben werden sollte.
Amerikanisch-Japanischer Sicherheitspakt
Im Zuge der Streitigkeiten um die Inselgruppe, hat sich Japan erkundigt,
ob der Sicherheitspakt auch für den Fall gelte, dass diese Inselgruppe
von China besetzt werden würde. Die USA bekräftigte unter
Außenministerin Hillary Clinton, dass die USA im Falle eines
militärischen Konflikts mit China, seine Bündnispflichten erfüllen, und
Japan zu Hilfe kommen würde.
Die gelte ausdrücklich auch für die
Senkaku-Inseln. Seit im August 2012 Aktivisten von beiden Ländern
jeweils durch eine friedliche Landung auf den Inseln ihren Anspruch
bekräftigten, hat auch die Militärpräsenz sowohl von China, als auch von
Japan und Amerika stark zugenommen.
Nationalisten wüten in China
Nachdem
in China wütende Proteste und auch Angriffe auf japanische Autos,
Unternehmen und Restaurants gemeldet wurden, hat die japanische
Botschaft in Peking alle Japaner dazu aufgefordert, wenn möglich zu
Hause zu bleiben, nicht laut japanisch zu reden und verstärkt auf ihre
Sicherheit zu achten. Aus Sicherheitsgründen wurden auch diverse
Fabriken japanischer Unternehmen in China geschlossen, so zum Beispiel
Canon, Panasonic, Mazda, Nissan, Honda und Sony.
Auch viele japanische
Schulen in China sollen für eine Woche geschlossen bleiben, bis die Lage
wieder sicherer ist. China droht daraufhin offen mit
Wirtschaftssanktionen und Strafmaßnahmen für Unternehmen mit japanischer
Beteiligung. China ist sich zwar bewusst, dass dieser Handelskrieg
beide Länder treffen wird, ist aber bereit dieses Opfer in Kauf zu
nehmen, da man überzeugt ist, mit den Konsequenzen klar zu kommen, die
für Japan jedoch katastrophal wären.
Es wird sogar darauf hingewiesen,
dass die Wirtschaft in Japan um zehn oder zwanzig Jahre zurückfallen
könnte. Gleichzeitig wird die Bevölkerung auf beiden Seiten um
Zurückhaltung ersucht.
Die Küstenwache auf Patrouille
Während sich China und Japan gegenseitig zur Zurückhaltung und
Deeskalation aufrufen, bestehen beide auf ihrem Recht zur Verteidigung
ihrer “Ausschließlichen Wirtschaftszone”. Und so wurden gemeinsam mit
hunderten Fischerbooten, die die Fanggründe rund um die Inseln nutzen
wollen, auch die Chinesische Küstenwache zu den Inseln geschickt, um die
Fischer zu beschützen.
Auch Japan kündigte an, mit Marine und
Küstenwache die Region genauestens zu kontrollieren. Es wurde mehrfach
von japanischer Seite angekündigt „alle möglichen Maßnahmen zu
ergreifen, um die Sicherheit der Senkaku-Inseln zu gewährleisten“.
Während die USA fürchtet in einen Krieg in Asien zu schlittern, und
beide Seiten zur Besinnung rufen möchte, treiben sowohl in Japan als
auch in China Nationalisten die Stimmung weiter an, und forcieren einen
Krieg im Südchinesischen Meer.
Stabilität in der Region
Der Streit um diese Inselgruppe ist nicht der einzige Streitpunkt im
Südchinesischen Meer. In diesem kleinen Bereich streiten sich Taiwan,
China, Japan, Malaysia, Indonesien, Brunei, die Philippinen und Vietnam
um insgesamt fünf Inselgruppen. Bei fast allen Konflikten ist China mit
involviert, das territoriale Ansprüche auf fast das gesamte
Südchinesische Meer erhebt. Sollte es zwischen China und Japan also zu
einem militärischen Konflikt kommen, würde die gesamte Region
destabilisiert werden.
Im Zuge eines Krieges, bei dem sofort die USA für
Japan Partei ergreifen würden, würden wohl auch andere Länder sofort
ihre Chance sehen, ihre Interessen durchzusetzen. Sollte an dieser
Stelle tatsächlich ein Krieg ausbrechen, wären sofort und automatisch
Nationen mit einer Bevölkerung von 2 Milliarden Menschen im
Kriegszustand. Wenn man jedoch alle Bündnisse, die in Kraft treten
könnten mitrechnet, wären es über 3 Milliarden Menschen. Ein Weltkrieg
steht in Aussicht.
Fazit: Vernunft, quo vadis?
Vielleicht sollten sich alle Beteiligten, und alle Seiten erst einmal
darüber im Klaren sein, was da eigentlich alles passieren kann. Keine
Fischgründe der Welt, keine Erdölvorkommen und keine Erdgasblase könnte
es jemals Wert sein, einen Weltkrieg zu provozieren. Und wenn man schon
Angst hat sein Gesicht zu verlieren, vielleicht sollte man die
fraglichen Inselgruppen unter Verwaltung eines neutralen Landes stellen,
damit keiner von beiden einen Vorteil daraus ziehen kann. Österreich
oder Schweiz würde sich anbieten, vielleicht sogar als Duo. Nur leider
haben weder wir, noch die Schweiz ein Schiffchen, das man vor der Insel
ankern lassen kann.
Autorin
Veronika Platt schreibt für www.spiegel-der-gesellschaft.at und veröffentlicht dankenswerter Weise Ihre Texte auch auf der Plattform für Wirtschaft, Politik & Gesllschaft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen