21. September 2012

Eskalation des Inselstreits

Seit geraumer Zeit gibt es zwischen China und Japan gröbere Spannungen bezüglich der Staatszugehörigkeit einer Inselgruppe. Seitdem eine Gruppe von Japanern, und gleich darauf eine Gruppe Chinesen zu einer der Inseln aufgebrochen ist, um ihren Anspruch auf diese Inselgruppe zu untermauern, droht der Streit zu eskalieren. Sogar ein Krieg der beiden Großmächte scheint nicht in weiter Ferne. 


Hintergründe und Fakten


Quelle: stern.de

Es geht um eine Inselgruppe in Südchinesischen Meer, gleich nördlich von Taiwan, die entweder Senkaku-Inseln (jap.), oder eben Diaoyu-Inseln (chn.) genannt werden. Das kommt immer darauf an, wen man fragt. Die Inseln selbst haben keine Einwohner, eine Gesamtfläche von 5,49 km² und eigentlich sollte man sich wundern, warum sich zwei Nationen um 5 Inseln und 3 Felsen streiten. Die Felsen, um die ebenfalls gestritten wird, haben ebenfalls jeder sowohl chinesische als auch japanische Namen und eine Gesamtfläche von sagenumwobenen 0,026 km². (Quelle: www.Wikipedia.org) Wo sind hier also die Gründe zu suchen, dass sich wegen so einem kleinen und unbedeutenden Fleck auf der Landkarte die Nationen streiten? Die Antwort dazu liegt unterhalb des Meeresspiegels, wo die wahre Größe und der Reichtum der Inselgruppe liegt.

Geschichte der Inselgruppe
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Taiwan von Japan an China abgetreten, und alle Inselgruppen wurden unter amerikanische Verwaltung gestellt. So auch die Senkaku-Diaoyu-Inseln. 1968 wurden reiche Erdgas und Erdölvorkommen rund um die Inseln entdeckt. 1970 kündigten die Vereinigten Staaten von Amerika an, die Inseln wieder an Japan zurückgeben zu wollen, und zu diesem Zeitpunkt hat China erstmals mit Ansprüchen auf die Inselgruppe gemeldet. Trotz der Einwände Chinas wurde die Inselgruppe 1972 formell an Japan zurückgegeben. Danach wurde es wieder eine Zeit lang still um die Inseln, bis 1990 von Studenten ein Leuchtturm auf einer Insel gebaut wurde, auf der eine japanische Flagge gehisst wurde. 

Fünf Jahre später begann China mit Bohrungen rund um die Inselgruppe und im Jahr 1996 erklärten sowohl China als auch Japan den Bereich zu ihrer “Ausschließlichen Wirtschaftszone”. Ab diesem Zeitpunkt wurden mehrfach chinesische Fischerboote von der japanischen Küstenwache aus dem Gebiet vertrieben. 
Die nächste große Eskalation war ein Zwischenfall, bei dem ein chinesischer Fischer zwei Boote der japanischen Küstenwache jeweils einmal gerammt hat. Daraufhin wurde der Fischer verhaftet, und die Beziehungen zwischen Japan und China auf Eis gelegt. Jedoch gibt es noch einen Pakt zweier Staaten, der besonders herausgehoben werden sollte.

Amerikanisch-Japanischer Sicherheitspakt
Im Zuge der Streitigkeiten um die Inselgruppe, hat sich Japan erkundigt, ob der Sicherheitspakt auch für den Fall gelte, dass diese Inselgruppe von China besetzt werden würde. Die USA bekräftigte unter Außenministerin Hillary Clinton, dass die USA im Falle eines militärischen Konflikts mit China, seine Bündnispflichten erfüllen, und Japan zu Hilfe kommen würde. 


Die gelte ausdrücklich auch für die Senkaku-Inseln. Seit im August 2012 Aktivisten von beiden Ländern jeweils durch eine friedliche Landung auf den Inseln ihren Anspruch bekräftigten, hat auch die Militärpräsenz sowohl von China, als auch von Japan und Amerika stark zugenommen.
 
Nationalisten wüten in China

Quelle: jungewelt.de

Nachdem in China wütende Proteste und auch Angriffe auf japanische Autos, Unternehmen und Restaurants gemeldet wurden, hat die japanische Botschaft in Peking alle Japaner dazu aufgefordert, wenn möglich zu Hause zu bleiben, nicht laut japanisch zu reden und verstärkt auf ihre Sicherheit zu achten. Aus Sicherheitsgründen wurden auch diverse Fabriken japanischer Unternehmen in China geschlossen, so zum Beispiel Canon, Panasonic, Mazda, Nissan, Honda und Sony. 

Auch viele japanische Schulen in China sollen für eine Woche geschlossen bleiben, bis die Lage wieder sicherer ist. China droht daraufhin offen mit Wirtschaftssanktionen und Strafmaßnahmen für Unternehmen mit japanischer Beteiligung. China ist sich zwar bewusst, dass dieser Handelskrieg beide Länder treffen wird, ist aber bereit dieses Opfer in Kauf zu nehmen, da man überzeugt ist, mit den Konsequenzen klar zu kommen, die für Japan jedoch katastrophal wären. 
Es wird sogar darauf hingewiesen, dass die Wirtschaft in Japan um zehn oder zwanzig Jahre zurückfallen könnte. Gleichzeitig wird die Bevölkerung auf beiden Seiten um Zurückhaltung ersucht.

 
Die Küstenwache auf Patrouille

Quelle: ad-hoc-news.de

Während sich China und Japan gegenseitig zur Zurückhaltung und Deeskalation aufrufen, bestehen beide auf ihrem Recht zur Verteidigung ihrer “Ausschließlichen Wirtschaftszone”. Und so wurden gemeinsam mit hunderten Fischerbooten, die die Fanggründe rund um die Inseln nutzen wollen, auch die Chinesische Küstenwache zu den Inseln geschickt, um die Fischer zu beschützen. 

Auch Japan kündigte an, mit Marine und Küstenwache die Region genauestens zu kontrollieren. Es wurde mehrfach von japanischer Seite angekündigt „alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Senkaku-Inseln zu gewährleisten“. Während die USA fürchtet in einen Krieg in Asien zu schlittern, und beide Seiten zur Besinnung rufen möchte, treiben sowohl in Japan als auch in China Nationalisten die Stimmung weiter an, und forcieren einen Krieg im Südchinesischen Meer.

 
Stabilität in der Region
Der Streit um diese Inselgruppe ist nicht der einzige Streitpunkt im Südchinesischen Meer. In diesem kleinen Bereich streiten sich Taiwan, China, Japan, Malaysia, Indonesien, Brunei, die Philippinen und Vietnam um insgesamt fünf Inselgruppen. Bei fast allen Konflikten ist China mit involviert, das territoriale Ansprüche auf fast das gesamte Südchinesische Meer erhebt. Sollte es zwischen China und Japan also zu einem militärischen Konflikt kommen, würde die gesamte Region destabilisiert werden.

Im Zuge eines Krieges, bei dem sofort die USA für Japan Partei ergreifen würden, würden wohl auch andere Länder sofort ihre Chance sehen, ihre Interessen durchzusetzen. Sollte an dieser Stelle tatsächlich ein Krieg ausbrechen, wären sofort und automatisch Nationen mit einer Bevölkerung von 2 Milliarden Menschen im Kriegszustand. Wenn man jedoch alle Bündnisse, die in Kraft treten könnten mitrechnet, wären es über 3 Milliarden Menschen. Ein Weltkrieg steht in Aussicht.

Fazit: Vernunft, quo vadis?
Vielleicht sollten sich alle Beteiligten, und alle Seiten erst einmal darüber im Klaren sein, was da eigentlich alles passieren kann. Keine Fischgründe der Welt, keine Erdölvorkommen und keine Erdgasblase könnte es jemals Wert sein, einen Weltkrieg zu provozieren. Und wenn man schon Angst hat sein Gesicht zu verlieren, vielleicht sollte man die fraglichen Inselgruppen unter Verwaltung eines neutralen Landes stellen, damit keiner von beiden einen Vorteil daraus ziehen kann. Österreich oder Schweiz würde sich anbieten, vielleicht sogar als Duo. Nur leider haben weder wir, noch die Schweiz ein Schiffchen, das man vor der Insel ankern lassen kann.


Autorin

Veronika Platt schreibt für www.spiegel-der-gesellschaft.at und veröffentlicht dankenswerter Weise Ihre Texte auch auf der Plattform für Wirtschaft, Politik & Gesllschaft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen